Dr. Falko Grube (SPD):

Herr Präsident! Hohes Haus! Als ich die Überschriften gelesen habe: Bundesjugendspiele sollen abgeschafft werden, war meine erste Reaktion   das gebe ich zu  : Ich habe ein wenig Puls bekommen. 

(Zuruf von Dorothea Frederking, GRÜNE)

Ich habe ein wenig Puls bekommen. - Ich rede lauter, Frau Frederking.

Wenn man sich das Ganze einmal bei Licht betrachtet   deswegen bin ich dem Kollegen Borchert für seine sehr differenzierte Rede, der er gehalten hat, ausdrücklich dankbar  , dann sieht das Ganze ein wenig anders aus.

Denjenigen, die entschieden haben, dass für die Klassenstufe 3 und Klassenstufe 4 - bei den Klassenstufen 1 und 2 war es bereits vorher so - der Wettkampfcharakter abgeschafft werden soll, würde ich unterstellen, dass sie das im Besten Sinne für die Kinder gemacht haben.

(Zuruf von der AfD: Na, ja!)

Ich würde trotzdem für mich zu anderen Ergebnissen kommen, weil ich glaube, dass die Entscheidung - die Entscheidung der Lehrerinnen und Lehrer, die ihre Kinder am besten kennen - am besten an der Schule getroffen werden soll, um diesen Wettkampf tatsächlich durchzuführen.

Herr Korell hat gesagt, einer gewinnt und einer verliert. Das stimmt nur so halb. Wir haben, was das Thema Sport betrifft     Der Sportunterricht soll tatsächlich Schülerinnen und Schüler an den Sport heranführen, sie dazu motivieren, auch um soziale Kompetenzen auszubilden. Denn das ist das gute an Sport: Die Kinder müssen gewinnen lernen; sie müssen auch verlieren lernen. Denn beides ist nicht so einfach. Das muss der Sportunterricht in der Schule leisten.

Ich sage einmal, die Hälfte der Schülerinnen und Schüler - es ist nicht quantifizierbar - werden dadurch motiviert, dass sie beim Weitspringen immer noch einen Zentimeter weiter springen wollen. Für sie muss man es messen. Ich bin auch so ein Typ.

Dann gibt es aber auch jene, die so etwas gar nicht können. Ich finde, ihre Leistung kann man weiterhin messen. Für die anderen kann das ein Wettkampf werden, aber auch sie können einfach eine Teilnahmeurkunde bekommen.

Das Problem ist im Übrigen gar nicht, ob wir sagen: Die Bundesjugendspiele haben in den Klassenstufen 3 und 4 Wettkampfcharakter. Im Übrigen bleibt es im Bereich Turnen so; nur für den Bereich Schwimmen und für die Leichtathletik wird der Wettbewerbscharakter vorgeschlagen. Den Wettkampfcharakter gibt es für den Bereich Turnen. Die innere Logik dabei habe ich nicht so richtig verstanden. Aber vielleicht kann mir das jemand erklären. 

Die Kinder, die dadurch zu motivieren sind, dass sie den Ehrgeiz haben, gewinnen zu wollen, sollen einfach die Möglichkeit dazu haben. Für alle anderen ist es egal, ob das bei den Bundesjugendspielen der Fall ist oder nicht. Für alle anderen ist das, was Herr Borchert gesagt hat, viel entscheidender, nämlich, wie man im Sportunterricht darauf vorbereitet wird, was für jeden einzelnen Leistung bedeutet.

Wenn ich einmal irgendwann einen Marathon laufe - ich bin einmal einen halben gelaufen  , dann, finde ich, ist die Leistung, ihn in 4 h zu schaffen, viel größer zu bewerten, als wenn jemand, der sein ganzes Leben lang läuft, der die Hälfte meines Gewichts wiegt, es in 3 h schafft. 

Ich finde, es ist etwas, das tatsächlich in der Schule vermittelt wird. Das bricht auch nicht dadurch weg, dass man bei den Bundesjugendspielen die Weitsprungweite auf den Zentimeter genau misst. Für jene, die dadurch motiviert werden, kann es so bleiben. All jene, die dadurch nicht motiviert werden, bekommen, wenn sie alle drei Stationen schaffen, eine ordentliche Teilnehmerurkunde als Erfolgserlebnis für sich.

Wir müssen den Kindern die Erfolgserlebnisse organisieren, die sie benötigen. Deswegen lassen Sie uns dem Antrag zustimmen. - Vielen Dank.

(Zustimmung von Katrin Gensecke, SPD)