Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE): 

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich war seinerzeit bereits eine Freundin des solidarischen Umlagefonds in der Pflegeausbildung, wie ihn z. B. NRW sehr frühzeitig eingeführt hat.

Damals sollten nicht ausbildende Unternehmen an den Ausbildungskosten beteiligt werden, was nur fair ist. Denn schließlich profitieren diese Unternehmen von der Ausbildungsleistung - das ist auch eine monetäre Leistung anderer - und können dann vielleicht sogar mit höheren Löhnen locken, weil sie die Ausbildungskosten sparen. Dieser Ansatz einer Umlage wurde dann quasi zur Blaupause der Finanzierung der generalistischen Pflegeausbildung, wie sie kürzlich eingeführt wurde.

Der noch quasi taufrische Ansatz aus Bremen, diese Idee auf die gesamte duale Berufsausbildung zu übertragen, klingt für mich erstmal vielversprechend. Mit einem Ausbildungsunterstützungsfonds, in den alle Unternehmen einzahlen und von dem ausbildende Betriebe profitieren, kann es gelingen, gerade kleine und mittlere Betriebe für die Ausbildung zu gewinnen.

Ob das wirklich gelingt, muss sich erst noch zeigen. Die Umsetzung in Bremen ist, wie man hört, im nächsten Jahr vorgesehen. Aber unter Betonung der Unterschiede jetzt schon zu sagen, man guckt da einfach nicht hin, das ist für uns nicht interessant, das beraubt uns möglicherweise der Chance auf gute neue Ideen für unser Land.

Neben organisatorischen und strukturellen Ansätzen wie der betriebsübergreifenden Ausbildung kann eine finanzielle Unterstützung über ein Fonds sicherlich auch Anreize und Hilfestellung geben. Denn klar dürfte sein: Wenn Betriebe nicht selbst auch ausbilden, dürfte die Personalgewinnung in Zukunft überaus schwierig werden und so manch ein Betrieb gegebenenfalls durch Personalmangel existenzbedroht sein.

Die Lücke, die Corona in der dualen Ausbildung gerissen hat, ist auch jetzt noch nicht geschlossen. Ganz im Gegenteil, im Vor-Corona-Jahr 2019 haben mehr als 510 000 junge Menschen in Deutschland eine Ausbildung begonnen. Im vorigen Jahr waren es mit etwa 468 000 Auszubildenden deutlich weniger.

Das ist nicht nur das kontinuierliche Schrumpfen der Azubizahlen aufgrund von Demografie. Vielmehr sind hier aus verschiedenen Gründen junge Menschen in Größenordnung für die duale Ausbildung verloren gegangen.

Um hier frühzeitig gegenzusteuern, halte ich eine Ausweitung der Praktikumsvergütung, wie wir es in Sachsen-Anhalt bereits für die Handwerksberufe tun, auf die Sozial-, Gesundheits- und Pflegeberufe für absolut sinnvoll. Hier kann und sollte ein gutes Modell sicherlich ausgeweitet werden. Sie haben uns, liebe LINKE, an dieser Stelle an Ihrer Seite. Auch im Ausschuss beraten wir das gern mit. - Vielen Dank.

(Beifall bei den GRÜNEN)