Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Vom Wiegen wird die Sau nicht fett - mit dieser Redensart brachte ein Experte bei der Anhörung im Bildungsausschuss seine Skepsis gegenüber dem Vorschlag der AfD-Fraktion zum Ausdruck, die Benotungsskala, die im Jahr 2012 ermäßigt wurde, wieder auf das alte Niveau von vor 2012 zu verschärfen.

Klar, vom Wiegen wird die Sau nicht fett. Das heißt, nur eine strenge Benotung bewirkt an sich noch keine bessere Leistung, sondern macht im Gegenteil unter Umständen erst einmal ein Defizit sichtbar. Darüber täuschen wir uns nichts hinweg. Das ist uns bewusst.

Aber, wenn die Sau vom Wiegen nicht fett wird, dann wird sie, um im Bild zu bleiben, von der Manipulation der Waage erst recht nicht fett. Wenn wir, um über das wahre Gewicht der Säue hinwegzutäuschen, die Waagen systematisch so manipulieren, dass sie uns immer mehr Gewicht anzeigen, als tatsächlich auf der Waage liegt, dann besteht überhaupt kein Anreiz mehr, ordentlich zu mästen.

Die strenge und gerechte Leistungsmessung als Lohn für echte Mühe ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, damit überhaupt ein Anreiz besteht, sich anzustrengen und etwas zu leisten. Gute Noten sind immer nur dann etwas wert, wenn sie nicht inflationär vergeben werden. Lächerlich sind die Absolventen, die mit Bestnoten die Schule verlassen, sich viel darauf einbilden, in Wahrheit aber nichts richtig können und im Studium und in der Ausbildung Schwierigkeiten haben. Damit ist niemandem gedient.

Deshalb halten wir an unserem Gesetzentwurf fest. Die Anhörung im Ausschuss hat uns darin bestärkt; denn sie hat zwar den einen oder anderen unbeholfenen Angriff auf unseren Standpunkt gebracht, hat aber kein einziges valides Gegenargument zutage gefördert.

(Zuruf von den SPD: Doch! - Zuruf von Dr. Katja Pähle, SPD)

- Nein, überhaupt nicht. - Der Umstand     

(Zuruf)

- Das war ein ganz dummer Überrumpelungsversuch dieses Direktors, der hat überhaupt nichts gezeigt.

(Zustimmung bei der AfD)

Der Umstand, dass ab und an ungerecht benotet wird - das geben wir zu  , ist aber ebenso wenig ein Argument gegen das Benoten an sich, wie gelegentlich zu milde oder zu strenge Strafurteile das Strafsystem nicht grundsätzlich infrage stellen. Noten sind sicherlich unvollkommen; das wurde deutlich. Aber deutlich wurde auch, dass sie bei aller Unvollkommenheit die beste Methode der Leistungsmessung darstellen, die wir haben und die sich seit Generationen bewährt hat.

(Zuruf von Dr. Katja Pähle, SPD)

Würden wir die Noten abschaffen, würde das Leistungsniveau noch weiter einbrechen, weil eine wichtige symbolische Belohnungs- und Führungsstruktur weggenommen würde.

(Zustimmung bei der AfD)

Weshalb soll man sich besonders anstrengen, wenn man sich nicht von einer Drei auf eine Zwei verbessern kann? Warum soll man überhaupt etwas tun, wenn keine Fünfen und Sechsen mehr drohen?

(Zuruf von Sebastian Striegel, GRÜNE)

Die Diskussion über die Abschaffung der Schulnoten ist gefährlicher Utopismus. Wir brauchen nicht immer neue Bildungsexperimente. Im Gegenteil: Wir müssen zurück zu den bewährten Traditionen. Wir wissen nämlich, dass sie funktionieren. Wir wissen, was wir an ihnen haben.

In diesem Sinne bitte ich alle Bildungspolitiker der Altparteien, die noch Verstand und Gewissen haben, ihre Haltung zu den bildungspolitischen Initiativen der AfD-Fraktion einmal grundsätzlich zu überdenken und ihre Blockadehaltung aufzugeben. Deshalb habe ich das Wort ergriffen.

(Beifall bei der AfD)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Herr Dr. Tillschneider, es gibt eine Zwischenintervention von Frau Sziborra-Seidlitz und eine Frage von    


Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE):

Herr Dr. Tillschneider, ich hatte es im Ausschuss schon einmal gesagt - das war nicht nur mein Eindruck  : Sie müssen in einer komplett anderen Anhörung gesessen haben als alle anderen.

(Zustimmung bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Das Ergebnis der Anhörung spiegelt sich in Ihren Worten überhaupt nicht wider. Wie gesagt, alle außer Ihnen teilen diesen Eindruck, also waren Sie geistig nicht anwesend; denn physisch habe ich Sie gesehen.

Dies zeigt eines ganz deutlich: Das, was junge Menschen lernen müssen, ist nicht mit Noten auszudrücken, sondern es geht um Grundkompetenzen und in Ihrem Fall um die Grundkompetenz des Zuhörens und des Schlüsseziehens.

(Zustimmung bei den GRÜNEN und bei der SPD - Matthias Büttner, Staßfurt, AfD: Wow!)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Dr. Tillschneider, wollen Sie reagieren?


Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):

Wissen Sie, natürlich wurde bei dieser Anhörung viel gesagt, was Ihnen auf den ersten Blick gefällt, was uns vielleicht nicht gefällt. Aber der Unterschied ist, dass es nicht begründet war. Dass es allerdings nicht begründet war, können Sie gar nicht begreifen, weil Ihnen dazu einfach der kritische Sinn fehlt.

(Oh! bei der CDU, bei der SPD und bei den GRÜNEN)

So viel kann ich nach Ihrer Wortmeldung sagen. - Vielen Dank.