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Plenarsitzung

Feldhamster auf weiter Flur im Land aktiv

Der Feldhamster ist eine Leit- und Charakterart der Magdeburger Börde. Im Vergleich des Verbreitungsgebietes in Sachsen-Anhalt sei ein großflächiger Arealverlust von 1936 bis heute zu verzeichnen. Sachsen-Anhalt trage laut AfD-Fraktion eine besondere Verantwortung für den Fortbestand der Art. Um dem auf den Grund zu gehen, hatte die Fraktion im September 2017 die Große Anfrage „Schutz des Feldhamsters“ – bestehend aus fünf Fragekomplexen mit nicht weniger als insgesamt 45 Detailfragen – eingebracht; die Antworten der Landesregierung liegen nun vor. 

Die Population des Feldhamsters ist auf dem sachsen-anhaltischen Gebiet in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Foto: fotolia.com

Stabile Zahlen und Verbreitungsgebiete

Zwar sei eine Benennung der Größe des gesamten Hamsterbestandes im Land Sachsen-Anhalt aus methodischen Gründen nicht realisierbar, so zu lesen in der Antwort der Landesregierung, unter Berücksichtigung aller methodischen Unsicherheiten zeichne sich jedoch ab, dass für den Zeitraum ab 1990 keine deutlichen Veränderungen der Größe des Verbreitungsgebietes in Sachsen-Anhalt nachweisbar seien.

Daraus ergibt sich der Schluss, dass das Verbreitungsgebiet des Feldhamsters in Sachsen-Anhalt ungefähr konstant geblieben ist. Als Verbreitungszentren werden folgende Bereiche angesehen: Magdeburger Börde, das Harzvorland, die Querfurt-Weißenfelser Platte, der nördliche und östliche Saalkreis und angrenzende Teile der Landkreise Bitterfeld, Köthen und Bernburg.

Die sechs Fragen bezüglich der Situation in Feldhamster-Aufzuchtstationen im Land konnten nicht beantwortet werden – weil es in Sachsen-Anhalt derlei Einrichtungen schlichtweg nicht gibt. Detailliert wird allerdings über Umsiedlungsmaßnahmen, beispielsweise aufgrund von Gewerbeansiedlungen, berichtet. Konkret wird auf die Hamsterpopulation im Gebiet Sangerhausen eingegangen (Fragenkomplex V).

Hamster bleiben „senderfrei“ im Land

Ob Feldhamster bei der Umsiedlung zwecks Überwachung mit Sendern ausgestattet worden seien, heißt es weiter im Fragenkatalog der AfD. Laut Antwort der Landesregierung sei dies nicht der Fall: „Aufgrund der kurzen Lebensdauer bzw. der hohen Mortalitätsraten des Feldhamsters erscheint eine Besenderung zur Nachverfolgung der Bestandsentwicklung auch fachlich fragwürdig.“

Stichworte aus der Debatte

Die AfD vertritt die Prognose, dass das Aussterben des Feldhamsters binnen zehn Jahre bevorsteht, erklärte Andreas Gehlmann (AfD). Der Hamster sei der Willkür des Menschen ausgeliefert – so sei er vom millionenfach vorkommenden Schädling zum schützenswerten Tier geworden. So müsse auf „hamstergerechte Bewirtschaftungsmaßnahmen in der Landwirtschaft“ und auf rechtzeitige artenschutzrechtliche Umsiedelungen bei Bauvorhaben gesetzt werden, so Gehlmann.

Der Feldhamster sei in der Tat deutschland- und europaweit vom Aussterben bedroht, betonte Umweltministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Dessen Population hänge in großem Maße von der Gestaltung seines Lebensraums ab. Sind die Lebensräume gut, könne die Population relativ schnell aufgebaut und stabilisiert werden; sind sie schlecht, könne die Population aber ebenso schnell auch fast zusammenbrechen.

Die Stellung des Feldhamsters als bedrohte Art nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie mache den Schutz des Tiers notwendig, erklärte Detlef Radke (CDU). Obwohl die Umsiedelungsmaßnahmen in Sachsen-Anhalt nicht so erfolgreich wie gewünscht scheinen, dürfe das wirtschaftliche Allgemeinwohl nicht allein dem Schutzwohl des Feldhamsters unterworfen werden.

Die Antwort der Großen Anfrage glänze mit famosen Erkenntnissen, sagte Hendrik Lange (DIE LINKE), so heißt es dort: „Der Feldhamster pflanzt sich geschlechtlich fort. Für Schutzmaßnahmen wäre es deshalb unabdingbar, dass sowohl männliche und weibliche Tiere vorkommen.“ Dieser Satz werde sich im Kollektivbewusstsein festsetzen, er zeuge von der bestechenden Logik seitens der Landesregierung, scherzte Lange. Debatten um einzelne Arten hätten zwar ihre Berechtigung, griffen aber meist zu kurz. Die AfD als Leugnerin des menschengemachten Klimawandels sei allerding unglaubwürdig, wenn sie sich für den Artenschutz einsetze.

Hochwertige Ackerbaustandorte böten die idealen Verbreitungsgebiete für den Feldhamster, Sachsen-Anhalt sei also prädestiniert für die Beheimatung des bedrohten Tiers, erklärte Jürgen Barth (SPD). Es gelte, Gegenstrategien zu entwickeln, damit der Feldhamster nicht tatsächlich ausstirbt und ihn als heimische Tierart zu erhalten.

Sachsen-Anhalt biete ein großes Verbreitungszentrum der geschützten Art Feldhamster, so Wolfgang Aldag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Große Erkenntnisse hätte die Große Anfrage allerdings nicht geliefert. Die Grünen sprechen sich für eine artenschutzgerechte Landwirtschaft aus, die Flächenversiegelung müsse dringend reduziert werden.

Beschlüsse wurden am Ende der Aussprache zur Großen Anfrage nicht gefasst.