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Plenarsitzung

Fachkräfte sichern durch Schulgeldfreiheit

Für die schulische Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern sowie in zahlreichen Heilberufen (Ergotherapie, Physiotherapie, MTA-Laboratorium etc.) wird heute immer noch Schulgeld erhoben. Mit einer Aktuellen Debatte wollte die SPD-Fraktion die Diskussion darüber anschieben, ob eine Schulgeldfreiheit für Erzieher- und Gesundheitsberufe neue Wege in die berufliche Bildung ebnen würde.

Schuldgeld eine große Hürde

Der Fachkräftemangel mache sich in einigen Berufszweigen besonders deutlich, erklärte Dr. Katja Pähle (SPD). Politisches Wirken müsse dem Mangel etwas entgegensetzen, beispielsweise im Bereich der Gesundheitsberufe und der Erzieher/innen. Hier sei eine Hürde das Schulgeld, das für die Ausbildung in diesen Berufen anfalle, dieses beliefe sich zum Teil auf mehrere Hundert Euro pro Monat.

„Wir müssen jenen jungen Menschen das Signal geben, dass sie für diese wichtige Ausbildung nicht auch noch Geld mitbringen müssen“, betonte Pähle. Im Sommer 2018 sei es bereits gelungen, das Schulgeld in der Altenpflege abzuschaffen, die notwendige Verordnung aus dem Ministerium sei jedoch noch nicht auf den Weg gebracht worden, kritisierte die SPD-Fraktionsvorsitzende.

Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften steige, dadurch müsse auch in die Qualität der Kitas und der Erzieher/innen investiert werden. Nichtsdestoweniger müsse die Erzieher-Ausbildungszeit von fünf Jahren verkürzt werden, um schneller zum nötigen Personal zu kommen, auch Angebote für Quereinsteiger sollten vervielfacht werden.

Gute Ausbildungsvergütung anhängen

„Wir müssen Wege ebnen, dass für die Ausbildung in den genannten Bereichen nicht mehr bezahlt werden muss. Nur so können wir neue Fachkräfte sichern“, konstatierte Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Es sei auch ungerecht, dass Ärzte ihre Ausbildung vom Staat bezahlt bekämen, Physiotherapeuten und Logopäden in privater Ausbildung jedoch Schulgeld zahlen müssten.

„Die Gesundheitsfachberufe sollten so gestaltet werden, dass sich viele junge Menschen für die Ausbildung entscheiden und möglichst lange im Beruf verbleiben“, so Grimm-Benne. „Die Schuldgeldfreiheit allein reicht jedoch nicht, es muss auch eine attraktive tarifliche Ausbildungsvergütung angehängt werden.“

„Wäre genug Geld da gewesen“

Die katastrophale demographische Entwicklung stelle die Gesellschaft vor unbekannte Voraussetzungen, viele Stellen in den Zuwendungsberufen müssten in Vielzahl geschaffen und besetzt werden, erklärte Ulrich Siegmund (AfD). Die völlige Schulgeldfreiheit unabhängig von der Schulform müsse in Sachsen-Anhalt umgesetzt werden. Auch die Bezahlung müsse sich enorm verbessern. Die Kosten für das Land würden sich in wenigen Jahren amortisieren.

Siegmund warf den anderen Fraktionen eine Doppelmoral vor, da die Kosten für die Heilberufler getragen werden könnten, wenn alle im Haushalt 2019 angesetzten Kosten für Flüchtlinge, Asylsuchende, Gender-Mainstreaming und den Kampf gegen den Rechtsextremismus umgemünzt würden.

In dreijährige Ausbildung einsteigen

Es sei schon lange ein grünes Ziel, die vollumfängliche Schulgeldfreiheit herzustellen, betonte Cornelia Lüddemann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Es komme nach und nach zu einer Professionalisierung und steigenden Anerkennung der Heilberufe, die zunehmende Akademisierung trage zu einer Qualitätssteigerung dieser Berufe bei.

Lüddemann sprach sich für einen schnellen Einstieg in die dreijährige duale vergütete Ausbildung in den Gesundheits- und Erzieherberufen aus. Es sei zudem sinnvoll, die Pflegehelferausbildung auf zwei Jahre zu verlängern, so könnte diese Ausbildung von der Agentur für Arbeit gefördert werden, was sie wiederum einem neuen Interessentenkreis eröffnen könnte.

Gute Arbeitsbedingungen und gute Löhne nötig

Die Gesundheitsbranche wachse rasant, sie entwickle sich vielfältig hin zu einer präventiven Dienstleistung, resümierte Doreen Hildebrandt (DIE LINKE). Eine flächendeckende Ausbildung für die verschiedenen Teilbereiche sei in der Vergangenheit gar nicht nötig gewesen, weil diese Zweige der Heilberufe nicht den Stellenwert eingenommen hätten, wie es heute der Fall sei.

Die Heilberufe zeichneten sich durch schwere körperliche und seelisch belastende Arbeit aus, die obendrein schlecht bezahlt werde, merkte Hildebrandt an. „Solange das so bleibt, werden sich immer zu wenige Menschen für diese Berufe entscheiden“, so die Abgeordnete der Linken. Gute Arbeitsbedingungen und gute Löhne müssten also zunächst sichergestellt werden.

„Schulgeldfreiheit reicht nicht aus“

Es sei sinnvoll, über die Steigerung der Attraktivität der Gesundheits- und Sozialberufe zu sprechen, eine Beschränkung allein auf die Schulgeldfreiheit reiche allerdings nicht aus, sagte Tobias Krull (CDU). Seine Fraktion setze sich dafür ein, die Ausbildung von Fachkräften im Erzieherberuf in Kindertageseinrichtungen zu verkürzen und den Bereich für Quereinsteiger mit entsprechenden Qualifikationen zu öffnen. Es sei ein Modellprojekt zu starten, das sich einem dualen Ausbildungsgang im Erzieherberuf widmen soll. Dessen Absolventen sollen am Ende den Abschluss eines staatlich anerkannten Erziehers erreichen können.

Bei den Gesundheitsberufen gehe es nicht nur um die Schulgeldfreiheit, sondern auch um die Weiterentwicklung der Lehrpläne und die bessere Vergütung der Berufsausübung, sagte Krull.

Beschlüsse werden am Ende der Aktuellen Debatte nicht gefasst.