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Plenarsitzung

Berufsschulen: attraktiv und wohnortnah

Das Berufsschulnetz in Sachsen-Anhalt soll zum kommenden Schuljahr neu geregelt werden. Geplant ist unter anderem eine stärkere Konzentration von Ausbildungsgängen an einzelnen Standorten. Die SPD sieht dies kritisch und wollte mit einer Aktuellen Debatte eine frühzeitige Diskussion über das Thema im Landtag herbeiführen.

Für viele Schüler ist der Weg zur Berufsschule ein Faktor bei der Entscheidung für die Ausbildung. Attraktive wohnortnahe Schulen würden der regionalen Wirtschaft helfen, Auszubildende zu finden. Foto: Ingo Bartussek/fotolia.com

Rücksicht auf kleinere Betriebe nehmen

Holger Hövelmann (SPD) erinnerte an den Koalitionsvertrag, in dem steht: „Wir setzen uns für eine vernünftige mit der regionalen Wirtschaft abgestimmte Berufsschulnetzplanung ein.“ Mit den öffentlichen Berufsschulen sollte auch zukünftig, wohnortnah ausgebildet, die Zahl der pendelnden Auszubildenden möglichst gering gehalten und Ausbildungswege kurz gehalten werden. Der SPD-Abgeordnete stellte fest: „So wenig Rücksicht auf die Belange kleinerer Betriebe können wir uns in Sachsen-Anhalt nicht leisten.“

Ernsthaft an Azubi-Ticket arbeiten

Im August 2017 hatte der Landtag einen Antrag zu dem Thema beschlossen, in dem neben vielen anderen Punkten, genau die Forderung festgehalten wurde, die sein Ministerium jetzt umgesetzt habe, konstatierte Bildungsminister Marco Tullner (CDU). Er räumt ein, dass die Kommunikation mit den Handwerks- und Handelskammern nicht optimal gelaufen sei, im Grunde sei man sich jedoch einig. Tullner erläuterte, dass mit dem Erlass lediglich vier von 32 Mischklassen im Land wegfallen würden, dies sei vermutlich vertretbar. Um die Attraktivität der dualen Ausbildung zu erhöhen, warb er für die Einführung eines Azubi-Tickets im ÖPNV.

Zur Debatte über die Einführung eines Azubi-Tickets im Mai-Plenum

Deutlicher Bruch mit bisheriger Praxis

André Poggeburg (AfD) sagte, der Landtag habe im August 2017 einen klaren Auftrag an die Landesregierung erteilt. Die nun angedachte neue Berufsschulnetzstruktur solle sicher als „ein Versuch der Umsetzung dieses Auftrages“ bewertet werden. Der Ansatz müsste jedoch kritisch gesehen werden, weil der Wegfall von Mischklassen hin zu überregionalen Fachklassen einen deutlichen Bruch mit dem bisherigen System darstelle. Er fragte, ob die Ideen der Landesregierung wirklich eine Verbesserung darstellten.

Berufsschulen stärken den ländlichen Raum

„Wir brauchen hier gut ausgebildete Fachkräfte und weniger Ungelernte“, betonte Doreen Hildebrandt (DIE LINKE), dafür müssten alle Anstrengungen unternommen werden. Außerdem müssten die Berufsschulen technisch und digital modernisiert werde, es brauche mehr Lehrkräfte und diese sollten so weitergebildet werden, dass auch integrative Ausbildung möglich ist, so Hildebrandt. Mit dem Erhalt bestehender Berufsschulen könne auch ein Beitrag zur Stärkung des ländlichen Raums erbracht werden.

Unbürokratische Kostenerstattung notwendig

Ob wirklich die Fahrtwege über den Erfolg einer Ausbildung entscheiden, bezweifelte Wolfgang Aldag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Viel wichtiger sei doch wohl die Zufriedenheit im Betrieb und mit der Wahl des Berufes. Wenn es schon längere Fahrtwege gebe, dann müssten Fahrt- und Übernachtungskosten unbürokratisch erstattet werden, betonte der Grünen-Abgeordnete.

„Sternstunde des Parlaments“

Thomas Keindorf (CDU) bezeichnete die Debatte als eine „Sternstunde des Parlaments“. Denn das Problem sei endlich erkannt worden und es werde ohne erkennbares parteipolitisches Taktieren nach Lösungen gesucht. „Aus Sicht der Wirtschaft ist es nicht fünf vor zwölf sondern Punkt zwölf“, sagte Keindorf, der auch Präsident der Handwerkskammer Halle ist. Ohne attraktive wohnortnahe Berufsschulangebote vor Ort falle es den Unternehmen immer schwerer Ausbildende zu finden. 

Am Ende der Aktuellen Debatte wurden keine Beschlüsse gefasst.