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Plenarsitzung

1050. Jubiläum des Erzbistums Magdeburg

Besonders hingezogen zu Magdeburg fühlte sich Otto I. schon lange. Die Stadt war Anfang des 10. Jhd. noch ein kleiner Grenzhandelsplatz mit Kontakt zu den ostelbischen Slawenstämmen. Doch der König liebte diesen Ort so sehr, dass er ihn zu seiner Lieblingspfalz machte und später seiner ersten Gemahlin, der englischen Königstochter Editha, als Morgengabe schenkte.

Mit einem festlichen ökumenischen Gottesdienst im Dom St. Mauritius und St. Katharina wurde am Samstag, 22. September 2018, das 1050. Gründungsjubiläums des Erzbistums Magdeburg gefeiert. Mit einer Dialogpredigt wandten sich Bischof Dr. Gerhard Feige und Propst Christoph Hackbeil an die Gäste aus Gesellschaft und Politik. Als besonderer Gast wirkte Staatspräsidentin em. Prof. Dr. Vaira Vīķe-Freiberga aus Lettland am Festakt mit.

Aus den Grußworten zum Festakt

Symbol für das vereinte Deutschland und Europa

Der Name Magdeburg sei durch Otto I. in ganz Europa bekannt geworden, sagte Vaira Vīķe-Freiberga, von 2007 bis 2010 stellvertretende Vorsitzende des „Rates der Weisen zur Zukunft Europas“ und Trägerin des Kaiser-Otto-Preises der Stadt Magdeburg (2007). Die Gründung des Erzbistums Magdeburg sei mit nicht wenigen – mittlerweile historischen – Streitigkeiten (Gebiete, Bedeutung) verbunden gewesen, erinnerte sie in ihrer Festrede. 

Magdeburg sei heute ein Symbol für das erneuerte und wiedervereinte Deutschland und Europa, wie es die Stadt im 10. Jahrhundert für die Konzentration der weltlichen Macht Ottos I. gewesen sei. Die Bedeutung von Stadt und Bistum sei heute größer, als Otto es sich wohl vorgestellt habe, so Vīķe-Freiberga. Auch wenn sich das Machtgefüge vom damaligen Kaiserreich (ein in Rom von Gottes Gnaden ernannter Kaiser) bis zum demokratischen Land von heute erheblich verschoben habe.

Prof. Dr. Vaira Vīķe-Freiberga aus Lettland während ihrer Festrede. Foto: Stefan Müller

„Die europäischen Werte haben sich in einem langen Entwicklungsprozess herausgebildet, sie stellen eine bunte Mischung verschiedener Komponenten dar, die sich unterschiedlich entwickelt haben“, betonte Vīķe-Freiberga. Otto I. mahne uns daran, dass die Völker Europas des Mittelalters keineswegs in tiefer Unwissenheit gelebt hätten. Der Bürger der Europäischen Union sei heute so frei in seiner Wahl wie nie zuvor. Könnte ein wieder verstärkter christlicher Glaube die Probleme und Schwächen eines solchen politischen Systems beheben?, fragte die frühere Staatspräsidentin. Die Trennung von Kirche und Staat sei indes für beide Seiten eine weise Entscheidung gewesen, legte sich die Politikerin fest.

Es gelte, die ethischen und moralischen Normen und die im Staat geschaffenen demokratischen Rechte für alle Menschen gelten zu lassen. Seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst, bleibe aber – über alle weltlichen und religiösen Grenzen hinweg – eine unleugbare Erkenntnis.

Ein Blick ins Geschichtsbuch

Belegt ist, dass Otto I. nach seinem militärischen Erfolg bei der Schlacht auf dem Augsburger Lechfeld (955), der ihm eine unangefochtene und in ganz Europa anerkannte Stellung als künftiger Kaiser einbrachte, rasch einen Gesandten nach Rom schickte. Er sollte beim Papst um die Zustimmung zur Gründung des Bistums Magdeburg bitten. Sofort – und wie auch zu anderen Gelegenheiten – regte sich dagegen Protest.

In der Urkunde, mit der Otto I. schließlich im Herbst 968 die Gründung des Erzbistums Magdeburg besiegelte, heißt es: „Wir glauben, dass die Vermehrung des Gottesdienstes das Heil und den Bestand unseres König- und Kaiserreiches gewährleistet.“ Das neue Erzbistum sollte also die Basis für die Missionierung der Slawen östlich von Elbe und Saale sein, aber vor allem der Stabilisierung seiner Herrschaft im ganzen Reich dienen.

Endlich am Weihnachtsfest 968 fand die Gründung des Magdeburger Erzbistums Ihren krönenden Abschluss. Der neue Erzbischof Adalbert, ein früherer Mönch aus dem Kloster St. Maximin, wurde feierlich inthronisiert. Mit den ihr unterstellten Bistümern Brandenburg, Havelberg, Zeitz, Merseburg und Meißen hatte die erzbischöfliche Kirche Magdeburg nun den gleichen Rang wie die bereits bestehenden Erzbistümer Köln, Mainz, Trier, Salzburg und HamburgBremen. Magdeburg, wichtigste Pfalz des neuen Reiches von Kaiser Otto I., rangierte jetzt mit Rom und Konstantinopel auf Augenhöhe.

Das Foto zeigt das Schreiben Ottos des Großen an die sächsischen Großen zur Verkündung der Gründung des Erzbistums Magdeburg.

Schreiben Ottos des Großen an die sächsischen Großen zur Verkündung der Gründung des Erzbistums Magdeburg. Foto: Landesarchiv Sachsen-Anhalt

Auf Ottos Spuren im heutigen Magdeburg

Heute können die Besucher des Magdeburger Doms, dessen romanischer Vorgängerbau unter dem Domplatz nördlich des Domes liegt, die originalen Grablegen Kaiser Ottos I. und seiner ersten Gemahlin Editha bestaunen. Außerdem romanische Bronzegrabplatten und aus dem ottonischen Vorgängerbau einige der antiken Kostbarkeiten, die Otto I. von Oberitalien aus in seine Lieblingspfalz hatte herbeischaffen lassen.

Auf dem vorgelagerten Domplatz weckt ein Fundamentgrundriss der alten Magdeburger Kaiserpfalz unsere Phantasie. Ab dem 4. November 2018 soll das neue Dommuseum OTTONIANUM am Domplatz neugierig auf das Magdeburg vor tausend Jahren machen.