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Plenarsitzung

Warum mussten 1 016 Menschen sterben?

Die Stadt Gardelegen und ihre Bürger fühlen sich der Gedenkstätte sehr verbunden. Auf der Internetseite der Stadt wird auf einer Seite an das Feldscheunen-Massaker erinnert. Der folgende Text ist dieser Seite entnommen.

Blick auf den Ehrenfriedhof nach der Beisetzung aller Opfer des Massakers, 25. April 1945. Im Hintergrund ist die ausgebrannte Scheune zu sehen. Foto: Josef Erich von Stroheim, National Archives Washington

SS räumt Konzentrationslager der Umgebung

Anfang April 1945 räumte die SS das Konzentrationslager Hannover-Stöcken – ein Außenlager des KZ Neuengamme – und mehrere Außenlager des KZ Mittelbau-Dora im Harz vor den heranrückenden amerikanischen Truppen. Bahntransporte brachten von dort Tausende KZ-Häftlinge in die Altmark. In den Ortschaften Mieste und Letzlingen kamen die Züge ungeplant zum Stehen. Wegen der bereits zerstörten Gleisanlagen konnten sie ihre Fahrt nicht fortsetzen.

Die SS-Angehörigen, die diese Bahntransporte begleiteten, zwangen die Häftlinge, die restlichen Kilometer bis nach Gardelegen zu Fuß zurückzulegen. Unterwegs auf diesen Todesmärschen ermordeten sie diejenigen, die nicht mehr Schritt halten konnten. Weitere KZ-Häftlinge starben an Unterversorgung, infolge von Misshandlungen durch das Wachpersonal oder durch die Mitwirkung von Zivilisten entlang der Wegstrecke.

Blick auf den Ehrenfriedhof und das Gedenkbuch, 72 Jahre nach dem Massaker. Foto: Andreas Froese-Karow, Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt

In Gardelegen brachten die SS-Leute die Häftlinge zunächst in der Remonteschule – einer alten Kavalleriekaserne – unter. Von dort aus zwangen sie sie am Abend des 13. April 1945 auf einen Fußmarsch zur Feldscheune des Gutes Isenschnibbe am Stadtrand. Unter Beteiligung von Angehörigen der Wehrmacht, des Reichsarbeitsdienstes, des Volkssturms und weiterer NS-Organisationen trieben sie die Häftlinge in die Scheune, verriegelten von außen die Tore und setzten den Innenraum des Gebäudes in Brand. Dafür hatten sie zuvor das Stroh auf dem Fußboden mit Benzin übergossen. Häftlinge, die aus der brennenden Scheune zu fliehen versuchten, wurden erschossen. Nur wenige entkamen diesem gezielt geplanten Massenmord, der bis tief in die Nacht hinein andauerte.

Nur 305 der 1 016 Opfer identifiziert

Am folgenden Tag trafen US-amerikanische Truppen in Gardelegen ein. Sie entdeckten den Tatort und verhinderten den Versuch der beteiligten Tätergruppen, der städtischen Feuerwehr und des Technischen Notdienstes, die Spuren des Massenmordes zu beseitigen. Diese hatten bereits mit dem Ausheben von Gräben begonnen, um die Ermordeten ohne Kennzeichnung zu verscharren.

General Frank A. Keating, der Oberbefehlshaber der 102. US-Infanterie-Division, ordnete eine Exhumierung durch die Bevölkerung der Stadt an. Unweit der Scheune ließ er einen Friedhof mit Einzelgräbern und weißen Holzkreuzen für die Opfer anlegen. Nur 305 der 1016 Opfer des Massakers konnten identifiziert werden. Die übrigen wurden mit der Aufschrift „Unbekannt" beigesetzt. Eine Hinweistafel erklärte das Gräberfeld zum militärischen Ehrenfriedhof. Sie verpflichtete die Bevölkerung der Stadt, die Gräber und das Andenken an die Ermordeten dauerhaft zu pflegen. Auf Schändungen der Ruhestätte drohte die alliierte Militärverwaltung Strafen an.

Quelle: www.gardelegen.de