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Plenarsitzung

Mit verschiedenen Methoden zum Ziel

Durch einen Antrag der AfD-Fraktion soll die Landesregierung aufgefordert werden, die Anwendung bestimmter Methoden im Grundschulfach Deutsch zu regulieren. In diesem Fall geht es um den schulischen Lese- und Rechtschreiberwerb, der künftig ausschließlich nach Methoden erfolgen soll, bei denen die Vermittlung korrekter orthographischer Kenntnisse von Beginn an im Mittelpunkt steht.

Niedergang des Bildungssystems

Der Glaube, man könne in der Schule eine Fremdsprache ohne Grammatik lernen, ist ebenso falsch wie der Glaube, man könne Deutsch ohne Orthographie und Grammatik erlernen, erklärte Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD). Das Prinzip „Lesen nach Schreiben“ beziehungsweise „Schreiben nach Gehör“ (die sogenannte Reichen-Methode) sei ein großer Unsinn, der auch in den Schulen Sachsen-Anhalts zur Anwendung komme.

Die Aneignung von Bildung verlaufe aber nicht ohne Mühe und Widerstand, meinte Tillschneider: „Man muss die Rechtschreibung erlernen, um sich später einmal selbst verwirklichen zu können.“ Kinder seien leider oft faul und uninteressiert und müssten zunächst in die richtige Spur gesetzt werden.

Beim Schreiben nach Gehör handele es sich um ein unangemessenes Fortschrittsdenken. Die Reformpädagogik führte zum Niedergang des Bildungssystems uns zur Verblödung der Kinder. Die Afd-Fraktion fordert mehr Einheitlichkeit im Bildungswesen, die Macht der Schulkonferenz zu beschneiden und eine bildungspolitische Wende: Unterricht nach bewährten Methoden, Schluss mit dem pädagogischen Laissez-faire.

Kinder lernen, was der Lehrplan vorschreibt

In den Grundschulen des Landes gebe es einen ganz breiten Strauß an pädagogischen Konzepten; am wichtigsten dabei sei, dass die Kinder lernen, was der Lehrplan vorschreibt. Der Weg dorthin sei vielfältig, betonte Bildungsminister Marco Tullner (CDU). Der Lernerfolg sei in Sachsen-Anhalt so oder so gewährleistet. „Lesen durch Schreiben“ verfolge das Ziel, dass Kinder schneller eigene Gedanken auch in Wort und Schrift mitteilen können, rekapitulierte Tullner das Konzept.

Kinder lernen unterschiedlich

Der AfD gehe es darum, dass bestimmte Lernmethoden verboten würden; aber die SPD setze auf die Freiheit der Methoden, die die Lehrerinnen und Lehrer an den Universitäten für die Anwendung erlernten, betonte Prof. Dr. Angela Kolb-Janssen (SPD). Auf diese Weise könnten die Lehrer auf die unterschiedlichen Kompetenzen der Kinder eingehen, denn nicht jedes Kind eigne sich für dieselbe Lernmethode wie ein Kind neben ihm. Die sogenannte Reichen-Lehre „Lesen durch Schreiben“ werde überdies in keiner Grundschule in Sachsen-Anhalt in reiner Form praktiziert.

AfD wird den Fortschritt nicht aufhalten

Selbstverständlich ermögliche die Reichen-Methode Kindern, sich frühzeitig mit Sprache auch in schriftlicher Form zu beschäftigen. Aber freilich würden die Kinder auch von Anfang an durch die Pädagogen korrigiert, versicherte Birke Bull-Bischoff (DIE LINKE). Die Methode bedürfe keiner besonderen Aufmerksamkeit oder Kontrolle. Insgesamt sei festzustellen, dass es in Deutschland keine Rechtschreibkatastrophe gebe. Nicht der Drill, der Rohrstock oder die Drohung führten bei Kindern zum Lernerfolg, sondern die Freude am Lernen. Und auch wenn sie demnächst damit komme, die Sütterlinschrift wiedereinzuführen – „die AfD wird den Fortschritt nicht aufhalten“, zeigte sich Bull-Bischoff überzeugt.

Methode in wenigen Schulen

„Es gibt nur sehr wenige Schulen im Land, wo die Reichen-Methode angewandt wird“, sagte Angela Gorr (CDU). Auch in diesen Schulen werde aber auf die eigentlich richtige Schreibweise des Geschriebenen hingewiesen. Entscheidend seien am Ende die Lernerfolge, auch wenn sie auf unterschiedlichen Wegen erreicht würden.

Lernunterschiede gleichen sich aus

Die AfD glänze seit einem Jahr mit denselben Stereotypen, die nur dazu da seien, sich am Rednerpult im Plenarsaal in Szene zu setzen, resümierte Wolfgang Aldag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) die Antragseinbringung des AfD-Abgeordneten. „Nicht alle Kinder sind gleich und nicht alle Kinder lernen gleich gut nach ein und derselben Methode“, so Aldag. Es sei daher begrüßenswert, dass die Pädagogen die Fähigkeiten der Kinder erkennten und entsprechende Methoden zum Einsatz brächten. Die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Lehr- und Lernmethoden würden sich im Verlauf der Grundschulzeit ausgleichen.

Methode wider das menschliche Gehirn

Die Folge der althergebrachten Lernmethode: Man habe die Kenntnisse erworben und sie auch behalten. Erst Fehler zu lernen und diese dann zu korrigieren, sei Humbug, so Jan Wenzel Schmidt (AfD). Das mag mitunter quälend langweilig sein, aber es führe zum Erfolg. Aufgrund der Beschaffenheit des menschlichen Gehirns seien Methoden wie die Reichen-Lehre nicht zielführend.

Im Anschluss an die Debatte wurde der Antrag der AfD-Fraktion durch die Stimmen der Koalition und der Fraktion DIE LINKE abgelehnt.