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Plenarsitzung

Wie Berge von Papier gebändigt werden

Rund 130 Beschäftigte arbeiten in der Landtagsverwaltung. Zwölf von ihnen stellen wir Ihnen in einer Reihe vor und blicken monatlich einer Kollegin oder einem Kollegen über die Schulter. 

Eingestiegen ist sie bei Nummer 1/741, mittlerweile ist sie bei Nummer 6/4076 angekommen – das bedeutet in den letzten 24 Jahren sind 23 245 Drucksachen über den Schreibtisch von Vera Pfefferkorn gegangen. Die Seitenzahlen liegen zwischen einer und 450 Seiten. Das wäre ein Papierstapel von etwa 23 Metern Höhe – also fast so hoch wie das Landtagsgebäude!

Die Leiterin der Drucksachenstelle Vera Pfefferkorn bei der täglichen Arbeit. Foto: Stefanie Böhme

Denn Drucksache ist nicht gleich Drucksache…

Wer in der Drucksachenstelle des Landtags arbeitet, der muss den Umgang mit Papier wirklich lieben, erzählt die 55-Jährige. Gemeinsam mit ihren drei Kolleginnen sorgt sie dafür, dass Abgeordnete und Verwaltung nicht den Überblick bei den tausenden von Drucksachen verlieren. Alle Sachverhalte über die ein Parlament berät, werden zuvor in einem Schriftstück, genannt Drucksache, niedergeschrieben und verteilt. Zurzeit wird zwischen 21 verschiedenen Drucksachenarten unterschieden, von A wie „Aktuelle Debatte“ über G wie „Gesetzentwurf“ bis W wie „Wahlvorschlag“. Je nachdem, was die Abgeordneten auf den Weg bringen wollen, steht ihnen eine entsprechende Mustermappe zur Verfügung, erzählt Vera Pfefferkorn.

Nach Prüfung des unterschriebenen Originaldokuments durch den parlamentarischen Dienst bekommt es eine fortlaufende Nummer, die in Kombination mit der Nummer der Wahlperiode einmalig ist. Gleichzeitig schicken die Fraktionen das digitale Dokument an die Drucksachenstelle. Mit Hilfe des Originals und der digitalen Variante entsteht die Drucksache, die dann redigiert wird. „Das klassische Redigieren machen wir immer noch zu zweit am Tisch mit Rotstift, weil wir auf diese Weise viel schneller sehen, ob sich Fehler eingeschlichen haben.“

Gewisse Stressresistenz ist von Nöten

Ein klassisches Berufsbild für die Arbeit in der Drucksachenstelle gebe es nicht, sagt Pfefferkorn. Sie selbst hat Informationsverarbeitung studiert und kam 1991 als Quereinsteigerin in den Landtag. Sie hat die Drucksachsenstelle als Leiterin aufgebaut und in Teamarbeit das heutige Aufgabenfeld strukturiert. Eine gewisse Stressresistenz sollte man jedoch mitbringen. Denn zu Stoßzeiten, wie den Ältestenrats- und Landtagssitzungen, sei das Pensum recht hoch und „es muss zügig gearbeitet werden, weil die Abgeordneten auf unsere Arbeit angewiesen sind“.

Im Rahmen der Dokumentenprüfung achten die Mitarbeiter der Drucksachenstelle nicht nur auf Rechtschreibfehler, sondern auch auf offensichtlich falsche Daten oder Bezeichnungen. Manchmal seien auch Rückfragen in die Fraktionen oder zu den Referenten nötig, erläutert Pfefferkorn. „Die Zusammenarbeit läuft gut, schließlich haben beide Seiten ein Interesse die Fehler zu finden, bevor die Drucksache in der ganzen Welt zu lesen ist.“

Denn das ist der nächste Schritt: Die Drucksache wird in das Dokumentenmanagementsystem eingepflegt, d. h. es werden Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Drucksachenarten hergestellt. Beispielsweise gehören zu einem Gesetzentwurf auch Änderungsanträge, Alternativanträge, Beschlussempfehlungen und die Informationen zu den Lesungen im Parlament – für Laien ein echter Dokumentendschungel, für Vera Pfefferkorn tägliche Arbeit, die immer noch Spaß macht.

Bürger erhalten Zugriff via Internet

Neben der Erstellung von Drucksachen gibt es noch einige andere Aufgaben in der Drucksachenstelle, wie zum Beispiel: das Erstellen von Verzeichnissen zu den Abgeordneten, deren Büros und der Arbeit in den Ausschüssen, die Wochenübersicht aller anstehenden Sitzungen und das Führen von internen Verzeichnissen wie Abstimm- und Anwesenheitslisten zu den Sitzungen des Landtages. Trotz Digitalisierung erhält auch heute noch jeder der 105 Abgeordneten jede Drucksache in Papierform. Gedruckt wird in der hauseigenen Druckerei und über die interne Post kommen die Drucksachen in die jeweiligen Büros. Aber nicht nur dort, sondern via Internet sind sie sowohl für die Abgeordneten als auch für die Bürgerinnen und Bürger zugänglich.