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Plenarsitzung

Sachsen-Anhalts Lehrer sind zu alt!

Wie ist die derzeitige Personalsituation an allgemeinbildenden und berufsbildenden öffentlichen Schulen in Sachsen-Anhalt wirklich und wie wird sie sich in den nächsten Jahren entwickeln? Diese und andere Fragen waren Gegenstand einer Großen Anfrage der CDU-Fraktion. Die Antworten der Landesregierung sind nun Grundlage einer Debatte im Landtag.

Sachsen-Anhalts Lehrer sind zu alt. Bis 2022 wird ein Drittel der heute tätigen Lehrkräfte in den Ruhestand gehen. Foto: Christian Schwier/fotolia.com

In diesem Jahr werden in Sachsen-Anhalt insgesamt 470 Lehrer unbefristet neu eingestellt. Dazu kommen 100 befristete Einstellungen für den Unterricht in Sprachklassen für Schüler mit Migrationshintergrund. „Das Land hat noch nie so viele Lehrer in einem Jahr neu eingestellt“, sagte Kultusminister Stephan Dorgerloh in der Sitzung des Landtages am 2. Juli und nahm damit Bezug auf die Große Anfrage der CDU-Fraktion „Zum Lehrkräftepersonal und zur Personalentwicklung an den allgemeinbildenden und den berufsbildenden öffentlichen Schulen“ des Landes. Auf mehr als 80 Seiten hat die Landesregierung die Fragen der Fraktion zum Bildungswesen beantwortet.

„Die Unterrichtsversorgung an den Schulen des Landes und damit verbunden die Personalentwicklung gehört zu den zentralen bildungspolitischen Themen in den kommenden Jahren“, betonte der CDU-Abgeordnete Hardy Peter Güssau in der Aussprache zur Großen Anfrage. Die statistischen Erhebungen seien eine gute Grundlage für die künftigen Beschlüsse des Landtages. Neben den Unterrichtsausfällen – im letzten Schuljahr waren es an den öffentlichen Schulen mehr als 200 000 Stunden – sei die hohe Altersstruktur der Lehrer ein besonderes Problem. „Die Lehrer sind durchschnittlich über 50 Jahre alt.“ Bis 2022 werde ein Drittel der heute tätigen Lehrkräfte in den Ruhestand gehen, sagte Güssau. Ab 2017 müssten deshalb jährlich noch einmal deutlich mehr Neueinstellungen als heute vorgenommen werden. Und das bei etwa gleichbleibenden Schülerzahlen.

Harsche Kritik am Kultusminister übte Matthias Höhn von der Fraktion DIE LINKE. Die Analyse der Großen Anfrage, die zudem viel zu spät käme, zeige, dass es so nicht weiter gehen könne. Seit Jahren hätte es die Landesregierung versäumt, auf Unterrichtsausfälle und Lehrermangel entsprechend zu reagieren. Unter diesen Umständen sei eine angestrebte Veränderung der Schüler-Lehrer-Relation nicht umsetzbar. Gegenwärtig ist an den allgemeinbildenden Schulen für Sachsen-Anhalt eine Schüler-Lehrer-Relation von 11,86 ausgewiesen. Durchschnittlich liegt diese Relation der Flächenländer-West bei 13,73, d. h. eine Lehrkraft in Sachsen-Anhalt unterrichtet im Durchschnitt zwei Schüler weniger als in den westdeutschen Flächenländern.

Die SPD-Abgeordnete Corinna Reinecke wies die Kritik der LINKEN, dass nichts passiert sei, als böswillige Unterstellung zurück. Ausfälle ließen sich nicht gänzlich vermeiden. „Wir tragen Verantwortung, um durch personelle und organisatorische Voraussetzungen zu erreichen, dass diese Ausfälle so gering wie möglich sind.“ Aus den Prognosen für die Entwicklung der Schülerzahlen und dem erwarteten Ausscheiden von Lehrkräften sei der zukünftige Bedarf an neu einzustellenden Lehren möglichst langfristig und möglichst genau abzuleiten und insbesondere die Zahl der Lehramtsabsolventen und die Kapazitäten der Referendariate zu erhöhen, forderte Reinecke. „Der notwendige Einsatz von 'Seiteneinsteigern' als Lehrkräfte und ihre berufsbegleitende Qualifizierung wird ein wichtiges Thema für die nächsten Jahre sein. Hier werden wir uns für ein attraktives Programm einsetzen.“

Für die Fraktionsvorsitzende Prof. Dr. Claudia Dalbert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), haben die Antworten der Landesregierung „nichts Neues“ gebracht. Sie sei in Sorge, dass die gegenwärtig guten Leistungen, die Schüler unter anderem auf Olympiaden und in anderen Vergleichen erbringen, durch die mangelhafte Politik der Landesregierung gefährdet sind und künftig so nicht mehr erreicht werden. Außerdem beklagte sie, dass zum einen zu wenig Lehrer an den Universitäten in Halle und Magdeburg – gegenwärtig sind es 680 Studienanfängerplätze - ausgebildet würden, zum anderen viele Absolventen nicht im Land gehalten werden könnten. Letzteres wird auch von anderen Fraktionen als Zukunftsaufgabe gesehen.

Große Anfragen dienen der Verdeutlichung und öffentlichen Diskussion von komplexen Sachverhalten. Am Ende werden keine Beschlüsse gefasst.