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Plenarsitzung

A14: Lärmschutz ist Sorgenkind Nummer 1

Es ist bestimmt das teuerste und gleichzeitig das umstrittenste Verkehrsprojekt der letzten zehn Jahre – die Verlängerung der A14 zwischen Magdeburg und Schwerin. Während die einen mit dem Bau der Autobahn wirtschaftlichen Aufschwung für die gesamte Altmark verbinden, fürchten die anderen um Flora und Fauna. 2020 soll die 155 Kilometer lange Strecke fertig sein. In einer öffentlichen Anhörung hat sich am Freitag, 8. Mai, der Ausschuss für Landesentwicklung und Verkehr mit dem Planungsstand der A14 beschäftigt; Grundlage ist ein Selbstbefassungsantrag der SPD-Fraktion. In der Anhörung ging es nicht um die Frage ob, sondern wie und in welcher Form die A14-Verlängerung gebaut wird.

Die Ergebnisse in Kürze

Die Anmerkungen aus den betroffenen Kommunen und dortigen Bürgerinitiativen betrafen vor allem den Lärmschutz, der als nicht ausreichend kritisiert wurde. Zudem seien die Dammanlagen in manchen Abschnitten zu hoch sowie Eingrünung, Wiederaufforstung und Ausgleichsmaßnahmen nicht immer optimal. Darüber hinaus wurde die Öffentlichkeitsarbeit des Ministeriums kritisiert. In einigen Fällen sei der Eindruck entstanden, dass echte Bürgerbeteiligung gar nicht erwünscht wäre.

Die Meinungen im Einzelnen

Bei den Planungen seien Grenzwerte im Bereich Lärmschutz sehr knapp am Rande des Akzeptablen gelegt worden, sagte Robert Reck, Verbandsgemeindebürgermeister der Hansestadt Seehausen (Altmark) Daher er zu prüfen, ob die zu erwartende Lärmbelastung reduziert werden könne. Gerade im nördlichsten Bauabschnitt, zwischen Seehausen und der Elbbrücke nach Brandenburg, sei zudem die Dammanlage mit bis zu elf Metern extrem hoch geplant. Im Falle eines Hochwassers würde sich das Wasser immens aufstauen. Deswegen sollte noch einmal geprüft werden, ob stärker mit Durchlässen oder Stelzen gearbeitet werden könnte, um ein besseres Abfließen zu gewährleisten.

Eine weitere zentrale Botschaft aus der Gemeinde Seehausen war der Wunsch nach einer besseren Einbindung der Bürgerinnen und Bürger sowie der Öffentlichkeit seitens des Ministeriums und der Landesbehörden. So sei es unverständlich, warum – trotz Einladung – kein Vertreter des Ministeriums und der Planungsbehörde den Weg nach Seehausen zu einer Bürgerveranstaltung zum Thema A14 gefunden habe. Mehr Präsenz wäre nicht nur wünschenswert, sondern würde auch die Akzeptanz der Behörde in der Bevölkerung steigern, betonte Bürgermeister Reck.

Schließlich verwies er darauf, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung der Region nicht allein durch die Autobahn verbessern werde. Dazu seien begleitende Maßnahmen notwendig, wie beispielsweise im benachbarten Brandenburg, wo rund um Wittenberge und Perleberg regionale Wirtschaftskerne geschaffen wurden. Ganz ohne Geld vom Land wäre dies jedoch nicht zu stemmen.

Zu hoch und zu laut

Dr. Henning Horzetzky von der Bürgerinitiative Drüsedau (Ortsteile der Gemeinde Altmärkische Höhe) hält die Planungen rund um sein Heimatdorf grundsätzlich für falsch. Zum einen seien zwei Drittel der Strecken durch das leicht wellige und hügelige Gelände in übermäßiger Dammlage geplant. Zum anderen soll die Trasse westlich am Dorf vorbeiführen. Bei vornehmlich Westwetterlage führe dies zu erhöhter Lärmbelästigung. Den Satz des Verkehrsministers – es handle sich um die „grünste Autobahn Deutschlands“ – empfänden die Bürger daher als Ironie. Horzetzky sprach sich für eine Verlegung der Trasse in Troglage aus, damit könnten die Bürger leben.

Die Gefahr der Verlärmung war auch das Hauptanliegen von Birthe Ahrend von der Bürgerinitiative Dequede (Ortsteil von Osterburg). Sie argumentierte, dass bei den Schallmessungen von einer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h ausgegangen wurde. In Wirklichkeit würde jedoch schneller gefahren und damit werde es auch lauter. Außerdem würden die Lärm-Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation (45 dB nachts und 55 dB tagsüber) nicht eingehalten, da Planer eine Lärmbelastung von maximal 48 dB angesetzt haben. Diese 3dB bewirkten eine Verdopplung des absoluten Lärmpegels und seien deshalb von enormer Relevanz. Ahrens bemängelte, es werde „kein bisschen mehr gemacht, als gesetzlich notwendig ist“.

Dr. Frank Thomas von einem Akustik Ingenieurbüro für Schallschutz erklärte dazu als eingeladener Sachverständiger, dass die Normen der WHO durchaus wünschenswerte Ziele seien. Bundesweit würden sie jedoch lediglich als Orientierungs- und nicht als gesetzlich festgelegte Grenzwerte zu verstehen sein. Von daher habe die Planungsbehörde keinen Fehler begangen. Noch mehr Schallschutz wäre laut Thomas natürlich wünschenswert, aber auch teurer. Generell fußten die Berechnungen zum Schallschutz auf Prognosen, denen Durchschnittwerte zugrunde liegen – eine „Mit-Wetter-Lage“ sei bereits eingerechnet.

Bessere Eingrünungsmaßnahmen gefordert

Das Landschaftsbild habe eine besondere Bedeutung für die Region. Vor diesem Hintergrund seien die geplanten Eingrünungsmaßnahmen entlang der Trasse unzureichend, erklärte Jürgen Neldner von der Bürgerinitiative aus Krumke (Ortsteil von Osterburg). Bereits vor einiger Zeit hätten die Bürger konkrete Verbesserungsvorschläge gemacht, bisher sei jedoch nur wenig davon umgesetzt worden. Beispielsweise seien Baum- und Strauchgewächse direkt neben der Autobahn weitaus besser geeignet als der bislang hauptsächlich geplante Krautsaum. Insgesamt werde das Wohn- und Erholungsumfeld der Menschen bei den Planungen nicht ausreichend berücksichtigt und geschützt, so Neldner.

„Je konkreter die Planung für die A14 wird, umso größer wird die Kritik der Bevölkerung“, erklärte Susanne Bohlander, Seehäuser  Stadträtin. Sorgen bereitet ihr ebenfalls die Lärmbelastung, insbesondere bei Hochwasser. Zudem sei unverständlich, warum seitens der Landesregierung ein Ausbau der B189 auf den letzten Kilometern zwischen Seehausen und der  Elbbrücke nicht einmal geprüft werde. Außerdem kritisierte Bohlander, dass im letzten Teilstück innerhalb von 2,5 Kilometern zwei Abfahrten geplant sind.

Begeisterung für A14 hat nachgelassen

Dr. Christian Kroll, Gemeinderatsmitglied aus Burgstall, zeigte sich sehr enttäuscht, dass (bis auf Kleinigkeiten) alle Einwände und Vorschläge, die seine Gemeinde und eine entsprechende Bürgerinitiative bisher im Rahmen des Verfahrens gemacht haben, abgewiesen worden sind. Er habe das Gefühl, dass von bestimmten Behörden eine Mitwirkung der Bevölkerung gar nicht erwünscht sei. Besonders verärgert zeigte er sich über die geplante Tank- und Rastanlage, die in landschaftlich sensiblem Gebiet geplant sei. Dagegen könnte sie laut Krolls Ausführungen problemlos auf der anderen Seite der Trasse gebaut werden. 

Ähnlich wie die Kollegen aus Seehausen und Osterburg kritisierte er die hohe Dammanlage der Autobahn mit negativen Auswirkungen auf Lärmbelästigung, Landschaftsbild und Tourismus. Seiner Ansicht nach wäre es möglich gewesen, die Trasse tiefer zu legen. Zu Verärgerung und Unmut bei der Bevölkerung führten außerdem die geplanten Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen. Trotz anderweitiger Vorschläge seitens der Gemeinde seien sie nun im Gebiet mit den höchsten Bodenpunkten geplant. Abschließend konstatierte Kroll: „die Begeisterung für die A14 hat seit 2003 merklich nachgelassen“.

Wie geht’s weiter? 

Der Ausschuss für Landesentwicklung und Verkehr wird sich mit den Anmerkungen der Bürger zur Planung der A14 befassen und sich in einer seiner nächsten Sitzungen erneut mit dem Thema beschäftigen.