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Plenarsitzung

„Ohne Ehrenamt wäre unser Land arm dran!“

Ein Montagabend irgendwo in Sachsen-Anhalt: Eigentlich Zeit für die Chorprobe, aber die Chorleiterin ist nicht da. Am Dienstag meldet sich die Studentin für die Seniorenbastelgruppe krank, am Mittwochvormittag ruft ein Rentnerehepaar im Tierheim an und erklärt: „Wir können in den nächsten vier Wochen die Hunde nicht Gassi führen!“ Am Donnerstag quittiert auch noch der Fussballtrainer für die D-Jugend seinen Dienst. – Das alles ist vielleicht irgendwie noch zu verschmerzen. Aber jetzt stellen Sie sich mal vor, es brennt in ihrer Gemeinde und niemand fährt zum Löschen, weil es keine freiwillige Feuerwehr mehr gibt?

Ehrenamtliches Engagement in unserer Gesellschaft ist unheimlich wichtig und sehr vielfältig. Landtagspräsident Detlef Gürth ist überzeugt: „Ohne diesen Einsatz würden wir alle in unserem Leben auf gegenseitige, unkomplizierte und vor allem herzliche Hilfe verzichten müssen. Ohne das Ehrenamt wäre unser Land sehr arm dran.“

Landtagspräsident Detlef Gürth und Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff luden stellvertretend 100 Ehrenamtliche zu einem Empfang in die Staatskanzlei ein. Foto: Viktoria Kühne

Landtagspräsident würdigt Engagement der Bürger

Um die vielen Menschen zu ehren, die sich an 365 Tagen im Jahr unbezahlt für ihre Mitmenschen engagieren, hat der Landtag von Sachsen-Anhalt vor vielen Jahren damit begonnen, jedes Jahr Anfang Dezember rund 100 Ehrenamtliche nach Magdeburg einzuladen. Unter dem Motto „Politik sagt Danke“ ist die Veranstaltung inzwischen zu einer festen Größe im Kalender des Landes geworden und wird mittlerweile gemeinsam mit der Staatskanzlei organisiert.

„Bürgerschaftliches Engagement ist immer auch ein starker Ausdruck eines demokratischen Grundverständnisses in unserem modernen Staat“, erklärt Detlef Gürth im Vorfeld des Internationalen Tags des Ehrenamts. Der Einsatz der Bürger dürfe jedoch nicht als großes Sparpotenzial der kommunalen, regionalen und bundesweiten Haushalte angesehen werden, mahnte Gürth. Dagegen sieht er es als Pflicht an, bei den Menschen, die Bereitschaft zu wecken, ein Ehrenamt zu übernehmen. Natürlich bedürfe es dazu geeigneter Rahmenbedingungen vor Ort sowie einer angemessenen öffentlichen Anerkennung der Ehrenamtlichen.

Etwa 23 Millionen Bundesbürger sind ehrenamtlich fürs Gemeinwohl tätig – beispielsweise in der Freiwilligen Feuerwehr. Viele Unternehmen regen ihre Mitarbeiter an, sich in ihrer Freizeit sozial zu engagieren. Foto: djd/Randstad Deutschland

Ehrenamt hat viele Gesichter

Unter den Eingeladenen ist in diesem Jahr beispielsweise Klaus Jürgen Gabriel aus Salzwedel. Er engagiert sich seit 46 Jahren im Deutschen Roten Kreuz. Zum einen als Ausbilder für Erste Hilfe und als Zugführer eines Sanitätszugs. Zum anderen war er seit 1991 am Aufbau des neuen Sanitätszugs im DRK Kreisverband Salzwedel beteiligt. Auf Landesebene war Klaus Jürgen Gabriel zudem als Fachberater Sanitätsdienst für die Landesbereitschaftsleitung im DRK Landesverband Sachsen-Anhalt tätig.

In einem ganz anderen Bereich engagiert sich Corinna Köbele aus Kalbe. Sie hat vor einigen Jahren den Verein „Künstlerstadt Kalbe e.V." gegründet, um junge Menschen für den ländlichen Raum zu begeistern. Jedes Jahr finden seither mehrwöchige Sommercamps für Kunststudenten aus aller Welt statt. Leerstehende Wohnungen in der Stadt werden dabei zu kostenlosen Unterkünften und Ateliers. Im Gegenzug organisieren die Künstler ein buntes Programm für Bürger und Gäste. Der ganze Ort profitiert sehr von dem großen Interesse der jungen Leute und von dem entstandenen starken ehrenamtlichen Engagement um Corinna Köbele.

Manfred Fiek aus Magdeburg unterstützt seit Jahren die Bildungsarbeit für Migranten. Er unterrichtet Deutsch und Landeskunde und verbindet dies mit der Stärkung des Demokratieverständnisses. Außerdem hilft Fiek auch bei individuellen Problemen und vermittelt beispielsweise in Bleiberechtsverhandlungen. Er organisiert Studienreisen für Migranten und vermittelt als aktiver Christ zwischen den Religionen in Magdeburg. Darüber hinaus ist er in der Domgemeinde engagiert und Kurator im Trägerverein einer Schule in freier Trägerschaft.

Freiwilligentag 2014 erstmals auf dem Lande

Wie vielfältig ehrenamtliches Engagement allein in Sachsen-Anhalt ist, zeigen nicht nur die oben genannten Beispiele, sondern auch ein Blick auf die Angebote der Freiwilligenagenturen im Land. Hier entdeckt jeder, der sich einbringen möchte, das passende Angebot. Gleichzeitig kann jeder Verein seinen Bedarf an ehrenamtlichen Helfern anmelden und findet vielleicht auf diesem Wege die passende Unterstützung.

Um die Arbeit der Freiwilligenagenturen und Ehrenamtsbörsen in Sachsen-Anhalt zu unterstützen und ihre Interessen auf Landesebene zu vertreten, gibt es seit 2006 die Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (LAGFA). Ein großes Projekt der LAGFA war in diesem Jahr die Organisation des landesweiten Freiwilligentags als Teil der Woche des bürgerschaftlichen Engagements.

Aus Sicht der LAGFA ist der Freiwilligentag ein wichtiger Ansatz zur Verbesserung des bürgerschaftlichen Engagements und der lokalen Netzwerkarbeit. Er leiste einen Beitrag, um den sozialen Zusammenhalt der Generationen zu stärken und der Abwanderung insbesondere junger Menschen entgegenzuwirken. In 17 Städten und Gemeinden – von der Altmark bis ins Mansfelder Land – gestalteten über 2 000 Bürgerinnen und Bürger in über 250 Mitmachaktionen ihre Nachbarschaft. Bisher gab es Freiwilligentage nur in größeren Städten wie Magdeburg oder Halle. In diesem Jahr wurde die Idee erstmals auch in ländliche Regionen getragen – mit großem Erfolg, wie der Projektbericht der LAGFA zeigt. 

Hier finden Sie weitere Informationen zum Freiwilligentag 2014 und zu den Freiwilligenagenturen in Sachsen-Anhalt: