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Plenarsitzung

Jugendhilfeausschüsse im Fokus

Was ist für eine erfolgreiche Arbeit in Jugendhilfeausschüssen nötig? Und wie können die Ideen von Jugendlichen besser in die Jugendhilfeausschussarbeit einbezogen werden? Das sind nur zwei der vielen Fragen, mit denen sich die rund 50 Teilnehmer der Fachtagung „Fokus Jugend 2014“ am Montag, 6. Oktober, im Landtag von Sachsen-Anhalt beschäftigt haben. Organisiert wurde die Fachtagung vom Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt e. V. 

Das Thema der Fachtagung sei sehr bewusst gewählt worden, erklärte Stefan Brüne, Vorsitzender des Kinder- und Jugendrings Sachsen-Anhalt e. V. Zum einen seien die Jugendhilfeausschüsse aufgrund der Kommunalwahlen in diesem Jahr stärker in den Fokus gerückt und neu zusammengesetzt worden. Zum anderen bekämen sie durch das neue Landesfördergesetz (Stichwort: Fachkräfteprogramm und Jugendpauschale) eine größere Wichtigkeit. 

Zu den größten Herausforderungen der Jugendhilfeausschüsse zählt Brüne die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Verwaltung und den Trägern der Jugendhilfe. Außerdem gebe es immer wieder die Frage: Wie können wir bei den knapper werdenden finanziellen Mitteln in den Landkreisen trotzdem gut zusammenarbeiten? Als dritte große Herausforderung nennt Brüne den demografischen Wandel. Damit verbunden sei die Frage: Wie können Jugendliche an der Gestaltung ihres Umfelds wirklich beteiligt werden, wenn sie als Bevölkerungsgruppe weniger werden?

Genau diese Fragestellungen wurden bei der Fachtagung intensiv beleuchtet, einerseits mit Impulsvorträgen, bei denen ein Blick über die Landesgrenzen hinaus geworfen wurde. Andererseits in Workshops, Diskussionsrunden und Planspielen, bei denen einzelne Fragestellungen bearbeitet wurden.

Freiräume für Gestaltungsmöglichkeiten schaffen

Fabian Pfister, Vorstand des Landesverbands Sachsen-Anhalt der Sozialistischen Jugend Deutschland – Die Falken, ist der Ansicht, dass Freiräume für Jugendliche durch den demografischen Wandel immer enger werden. Pfister erklärte, häufig werde die Botschaft an Jugendliche gerichtet, sie könnten nur über Arbeit und eine gute Ausbildung in die Gesellschaft integriert werden.

Einerseits würden vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sehr viele Hoffnungen an die Kinder gerichtet, anderseits sieht er die Gefahr, dass Jugendliche „verzweckt“ werden. „Ich denke, dass Freiraum als Begriff und Lebenseinstellung nicht verloren gehen darf“, so Pfister. Seiner Ansicht nach ist es sinnvoll, flächendeckend gestalterische Freiräume für Kinder und Jugendliche zu schaffen, damit sie sich frei entwickeln können. Dass dies Geld koste, sei klar, es wäre allerdings gut angelegt, meint Pfister.

Ein weiteres Problem sei das starke Gefälle bei den sozialen und gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten für Kinder und Jugendliche in Sachsen-Anhalt, sagte Pfister. Während die Angebote für Jugendliche in Magdeburg und Halle sehr gut seien, sei dies in ländlichen Gebieten häufig schwierig. Hinzu komme, so Stefan Brüne, dass Jugendliche oft keine Zeit mehr haben, sich gesellschaftlich zu engagieren. Viele lernten in Ganztagsschulen und wenn gerade auf dem flachen Land der Weg zur Schule noch dazukomme, bleibe oft nicht mehr viel übrig vom Tag.

In anderen Bundesländern gebe es bereits Modelle, die versuchen, hier wieder Freiräume für die gestalterische Kraft der Jugendlichen zu schaffen, sagte Brüne. Zum Beispiel ende die Ganztagsschule an bestimmten Tagen immer um 12 oder 13 Uhr und wenn sich ein Jugendlicher gesellschaftlich engagiere, werde er automatisch freigestellt. Eine weitere Möglichkeit sieht Brüne darin, dass sich die freien Träger innerhalb der Schule engagieren, dies könnte besonders bei den Themen Demokratie und Demokratieentwicklung sinnvoll sein, so Brüne.

Miesterfeldt: „Versuch macht klug“

Landtagsvizepräsident Gerhard Miesterfeldt nahm an der Abschlussdiskussion der Fachtagung teil und erklärte, natürlich sei es einfacher in Städten wie Stendal oder Halberstadt Jugendarbeit zu machen als in einem 500-Seelen-Dorf. Wenn es dann nicht Leute gebe, die sehr aktiv werden, dann werde es schwierig, so Miesterfeldt. Ein weiteres Thema, das Miesterfeldt aus seiner eigenen Arbeit in Jugendhilfeausschüssen kennt, ist das Thema „Vertrauen“, das Jugendlichen nicht immer entgegengebracht würde. Gerade bei diesem Thema gelte für ihn allerdings das alte Sprichwort: „Versuch macht klug. Ich würde immer empfehlen, es zu versuchen.“

Den Workshopteilnehmern gab er mit auf den Weg: „Alles, was dem Ziel dient, Menschen in eine Gesellschaft zu integrieren, insbesondere auch junge Menschen, das ist gut.“ Dabei sollte man nicht immer als Erstes ans Geld denken, so Miesterfeldt, sondern Ideen auch mal ausreifen lassen und schauen, was vielleicht mit den vorhandenen Ressourcen zu machen sei.

Jugendliche noch stärker einbeziehen – aber wie?

Für die konkrete Mitarbeit von Jugendlichen in Jugendhilfeausschüssen haben die Teilnehmer der Tagung einige Hemmnisse festgestellt, die beseitigt werden müssten. So würden Jugendliche beispielsweise in anderen Zeiträumen denken. Daher wäre es wichtig, einen Geldtopf für kurzfristige Projekte anzulegen. Zudem sollten Jugendliche, die in Jugendhilfeausschüssen mitarbeiten wollen, auch auf die Arbeit dort vorbereitet werden, zum Beispiel, wie sie Fragen stellen müssen, was sie dürfen und was nicht.

Oft sei der Ausschuss an sich schon eine Hemmschwelle, daher könnten Unterausschüsse eingerichtet werden, die sich noch auf die Interessen der Jugendlichen fokussieren. Das A und O sei es allerdings, immer wieder nachzufragen, was die Kinder und Jugendlichen eigentlich selbst wollen. Wenn dann Anregungen kommen, sollten diese Wertschätzung finden und nicht in der Schublade verschwinden, so die Meinung der Workshopteilnehmer.