Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE):

Vielen Dank. - Was für eine Freude, nach der Kollegin sprechen zu dürfen; doppelte Kollegin.

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Diskussion um die Schulgeldfreiheit für Ausbildungsberufe und die Ausbildungsvergütung ist eine Diskussion, die wir nicht nur hier im Landtag zu Recht seit einiger Zeit hoch und runter führen. Es ist eine notwendige Diskussion. Dabei ist es gut und richtig, dass das Sozialministerium mit dem Gesetzentwurf hierzu einen Schritt für eine der in Rede stehenden Ausbildungen geht.

Aber wir reden hierbei eigentlich über ein viel weiteres Feld. Wir reden auch über Physiotherapeutinnen, Logopädinnen, Podologinnen, Ergotherapeutinnen, nicht zuletzt über Erzieherinnen und noch viel, viel mehr. Deshalb ist es ebenfalls gut, dass DIE LINKE mit ihrem Antrag darauf hinweist, dass der vorliegende Gesetzentwurf höchstens einen Bruchteil des auf dem Tisch liegenden Problems beschreibt. Denn was alle diese Berufe eint, ist: Sie sind unter anderem durch unattraktive Rahmenbedingungen in der Ausbildung nicht mehr besonders gefragt, aber sie werden gebraucht.

In all diesen Berufen gibt es einen hohen Fachkräftemangel und all diesen Berufen kommt eine besondere Bedeutung zu, wenn wir darüber nachdenken, wie wir zum Beispiel unsere Gesundheitslandschaft zukünftig gestalten wollen. Therapeutinnen und Therapeuten spielen schon heute eine große und verantwortungsvolle Rolle für die Gesundheit und die Teilhabe der Menschen im Land. Wenn der Mangel an personellen Ressourcen dazu führen wird, dass wir die Aufgaben im Gesundheitswesen zukünftig effektiver verteilen   erste Schritte dazu werden ja im Moment gegangen  , dann werden Therapeutinnen noch höhere Verantwortung tragen müssen.

Wenn wir über den Direktzugang zu therapeutischen Leistungen reden, also die Möglichkeit, ohne Umweg über eine Ärztin oder einen Arzt Diagnostik und Therapie bei den Therapeutinnen anzusiedeln, also nicht nur die Diagnostik und die Therapie nacheinander mit dem Umweg über den Arzt, sondern beides, so wie es in vielen Ländern sinnvollerweise jetzt schon geschieht, dann müssen wir auch über die akademische, also hochschulische und universitäre Ausbildung von Therapieberufen reden. Zwischen 10 % und 30 % akademisch ausgebildete Fachkräfte fordern die Fachgesellschaften, jedenfalls die, die nicht grundsätzlich auf Vollakademisierung setzen. Aber diese Debatte wollen wir tatsächlich nicht jetzt führen. Das geschieht nicht vor allem, weil es die Berufe attraktiver machen würde, was in meinen Augen ein fabelhafter Nebeneffekt ist, sondern deshalb, weil es die gesellschaftlichen Aufgaben erfordern.

(Zustimmung von Dorothea Frederking, GRÜNE, und von Dr. Katja Pähle, SPD)

Wir brauchen für attraktive Care- und Therapieberufe, die zudem den Anforderungen der Zukunft gewachsen sind und den Anschluss an weltweite Standards erreichen, Schuldgeldfreiheit, Ausbildungsvergütung und eine Akademisierungsoffensive. Wir freuen uns, wenn wir über unseren Antrag auch in den Ausschüssen beraten können. - Vielen Dank.

(Zustimmung von Dorothea Frederking, GRÜNE)