Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE): 

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Während wir hier im Landtag debattieren, finden Menschen mit Zahnschmerzen in Magdeburg innerhalb von ca. zwei Minuten Hilfe beim Zahnärztlichen Notdienst. Das weiß ich so genau, weil ich heute Vormittag dringend und spontan einen Termin bei einer Zahnärztin brauchte und von allen Praxen zunächst an diesen Notdienst verwiesen wurde. Am Ende hat es dann doch geklappt mit einem schnellen Termin, aber es ist gut, dass dieser Notdienst in Magdeburg auch abends und nachts Hilfe bietet und im Zweifel auch nur eine Straßenbahnhaltestelle entfernt ist. 

Im ländlichen Raum ist das schon schwieriger; auch weil es immer weniger Zahnärztinnen gibt, werden die Wege bei Weitem nicht nur, aber besonders im Notfall immer weiter. Wen kann es angesichts der demografischen Entwicklung und dem überall beklagten Fachkräftemangel wundern oder überraschen, dass wir auch im Bereich der zahnärztlichen Versorgung und im Übrigen auch beim Praxispersonal - das wird mir in der Debatte zu selten genannt, denn auch das fehlt bzw. wird weniger - absehbar in eine Mangelsituation geraten werden. Natürlich kann und muss man Gegenmaßnahmen ergreifen - auch als Land. 

Die ersten Punkte der Beschlussempfehlung führen dazu einiges aus, z. B. die Prüfung einer Zahnarztquote. Die zurzeit möglichen zwei Studienplätze für solch eine Quote finde ich allerdings vernachlässigbar. Aber vielleicht lässt sich auf Bundesebene zu den Rahmenbedingungen einer solchen Quote etwas bewegen. Deshalb ist eine genauere Prüfung seitens der Landesregierung durchaus sinnvoll. 

Zum Antrag der AfD-Fraktion nur so viel: Es ist eine Mischung aus respektlos und absurd, parallel zur Beschlussempfehlung, die sich ja auch auf einen vorhergehenden Antrag derselben Fraktion bezieht, hier einen Antrag zur Diskussion zu stellen, der nahezu exakt dieselben Punkte wieder aufgreift. Steter Tropfen höhlt den Stein, sagt man; aber das hier ist 

(Zuruf von Daniel Roi, AfD)

ein nerviger, tropfender Wasserhahn, und es ist respektlos. 

Lassen Sie uns bitte auch über Prävention sprechen. 

(Zuruf von Daniel Roi, AfD)

Gerade im Bereich der Zahngesundheit ist sie ausgesprochen wirkungsvoll. Lassen Sie uns also in aller Ernsthaftigkeit auch über ein Werbeverbot für zuckerhaltige Lebensmittel sprechen. 

(Zustimmung von Katrin Gensecke, SPD)

Lassen Sie uns über die Stärkung und den Ausbau von Programmen für eine gesunde Ernährung und zur Zahnhygiene sprechen. 

(Zuruf von Daniel Roi, AfD)

Lassen Sie uns über den vermuteten Zusammenhang von Weichmachern 

(Zurufe von der AfD)

und Zucker bei der Entstehung sogenannter Kreidezähne bei Kleinkindern sprechen und über Sachsen-Anhalts Gesundheitsziel Verbesserung der Zahngesundheit der Bevölkerung auf den Bundesdurchschnitt. Da sind wir nämlich noch lange nicht. 

Natürlich lösen Prävention und Aktionen für die Zahngesundheit nicht das Problem einer drohenden Unterversorgung. Aber die schlichte Debatte über die Anzahl der Zahnärzte und Zahnärztinnen in Sachsen-Anhalt ist einfach zu verkürzt und wird dem Thema Zahngesundheit nicht gerecht; Schaufensteranträge der Oppositionsschauspieler werden es erst recht nicht. -Vielen Dank. 

(Beifall bei den GRÜNEN)