Hendrik Lange (DIE LINKE): 

Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es war richtig und wichtig, dass wir als Fraktion mit unserem Antrag das Problem der zahnmedizinischen und kieferorthopädischen Versorgung erneut in den Landtag geholt haben. Es gab zwei Anhörungen, die sehr aufschlussreich waren. Es lohnt sich, ihre Ergebnisse noch vertiefter zu analysieren und weitere Schlussfolgerungen zu ziehen. 

Meine Damen und Herren! Es nützt nichts, vor der Realität die Augen zu verschließen und Zahlen sowie Faktoren zu ignorieren. Wohin diese Vogel-Strauß-Mentalität führt, sehen wir an unseren Schulen. Meine Fraktion kann Ihrem ersten Punkt nicht zustimmen, da es die Unterversorgung bereits gibt. Ich erinnere an die Versorgung in den Landkreisen Jerichower Land und Börde. Die zahnärztliche Versorgung liegt dort unter 80 %. Wir werden in die Situation kommen, in der viele Zahnmediziner*innen in den Ruhestand gehen. Wir müssen jetzt den Nachwuchs ausbilden. 

Meine Damen und Herren! Ich möchte noch auf zwei, drei interessante Aspekte der Anhörung eingehen. Da ist zum einen das Halten der ausgebildeten Zahnmediziner*innen. Neben der Wertevermittlung steht dabei die Fortbildung an oberster Stelle. Fort- und Weiterbildung stehen Studien zufolge bei jungen Zahnmedizinerinnen an erster Stelle. Das Arbeiten in einer Verbundstruktur, die eine kollegiale Fallberatung und Unterstützung ermöglicht, sowie das Feedback erfahrener Kolleg*innen spielt eine große Rolle. Wer mit dem Studium fertig ist, möchte weiter Erfahrungen und Praxis lernen. 

Mit dieser Erkenntnis sollte die Landesregierung gemeinsam mit der Selbstverwaltung und der Universität Halle ein Netzwerk aufbauen, in dem eine strukturierte Weiterbildung möglich ist. Das hält junge Menschen im Land und kann auch Anziehungspunkt sein. Vielleicht kann das Land Sachsen-Anhalt an dieser Stelle einmal Vorreiter sein. 

Meine Damen und Herren! Wir müssen dazu auch andere Wege als die Einzelpraxis gehen. Medizinischen Versorgungszentren wie in Wanzleben oder kommunale Initiativen, wie der Gesundheitsbahnhof in Thüringen, können Vorbilder sein. Renditemaximierende MVZ von Großkonzernen lehnt meine Fraktion jedoch ab. 

Meine Damen und Herren! Wir müssen uns in die Augen schauen und erkennen, dass eine Ursache für den Zahnärztemangel in den Regionen die freie Standortwahl seit dem Jahr 2007 ist. Wenn Deutschland die größte Zahnärztedichte weltweit hat, dann sind regionale Versorgungslücken auf die privaten Verdienstmöglichkeiten in den wohlhabenden Ballungsgebieten zurückzuführen. Das ist ein dickes Brett, aber man sollte diese Fehlentwicklung auf der Bundesebene beheben, indem man zu den Kassensitzen zurückkehrt. 

Die Fraktion DIE LINKE wird an diesem Thema dranbleiben. Die Zahngesundheit in unserem Land für die Menschen braucht höchste Aufmerksamkeit. Deswegen werden wir Sie weiterhin mit diesem Thema nerven. - Danke. 

(Beifall bei der LINKEN - Zustimmung von Anne-Marie Keding, CDU)