Thomas Lippmann (DIE LINKE):

Herr Präsident! Ich habe das am Ende meiner Rede zumindest für uns gemacht. Ich habe gesagt, federführend in den Bildungsausschuss und mitberatend in den Finanzausschuss, weil zumindest bei uns Dinge drinstehen, die Geld kosten, liebe Kolleginnen und Kollegen.

Im Sinne der Debatte und der Behandlung im Bildungsausschuss wäre es gut gewesen, wenn auch Kollege Borchert auf den einen oder anderen Satz einfach hier verzichtet hätte, wie ich auch auf den einen oder anderen Satz, den ich vielleicht früher gesagt hätte, verzichtet habe, so nach dem Motto: Wir machen alles richtig; andere Vorschläge brauchen wir nicht.

Masterplan - darüber kann man sich jetzt aufregen oder was andere suchen, andere Begriffe. Dazu nur der Hinweis: Das Problem - das ist von allen unbestritten - ist so groß, so massiv und so anhaltend, dass es selbstverständlich keine einzelne Maßnahme gibt, die man auch schon vorgeschlagen hat und die auch schon gemacht werden, sondern dass man ein größeres Paket braucht. Da kann man sich auch nicht so sehr viel aussuchen und sagen: Na ja, das eine und das andere. Wenn man das nicht alles anpackt, werden wir keine Chance haben, und zwar nicht nur in zehn Jahren nicht, sondern ich rede da über 2035 und folgende Jahre, in denen uns die Probleme begleiten, nicht etwa darüber, dass wir 2025 oder 2030 da raus sind. In dem Sinne will ich mich weiter daran halten.

Ich habe gar keinen Grund, noch einmal auf die Ministerin einzugehen. Natürlich gibt es weiterhin Unterschiede in der Bewertung, was wirksam ist, was uns hilft und was nicht. Aber insgesamt, denke ich, sind wir mit dem Willen, die Karre aus dem Dreck zu ziehen und auch aus dem Dreck ziehen zu müssen, nicht nur, weil wir das politisch machen, sondern weil wir das den Kindern und Jugendlichen und unserer gesellschaftlichen Entwicklung schlichtweg schuldig sind, sich hier wirklich eher zusammenzuraufen und etwas offener als bisher nach den Dingen zu gucken und sich auch gegenseitig zu unterstützen.

Ich will auf eine Sache noch eingehen, weil meine Intervention dafür nicht gereicht hat. Die Fächersteuerung gibt es ja. Es geht ja nicht darum, die neu einzuführen. Die gibt es schon ganz lange. Die gibt es auch jetzt. Es geht nur darum, sie im notwendigen Maße noch so weit auszuschärfen, dass sie wirklich an der einen oder anderen Stelle hilft. Aber es ist ein Nebenkriegsschauplatz. Ich will das nicht ins Zentrum rücken, nur, weil es so explizit angesprochen wurde. Daran geht die Welt nicht zugrunde. Schade ist es trotzdem, wenn dort Dinge unnötig verloren gehen.

Aber wir müssen aufhören, uns zu erzählen, dass wir insgesamt keine Bewerberinnen und Bewerber hätten und dass wir die Zahl der Studienplätze gar nicht erweitern müssen, weil sich sowieso keiner darauf bewirbt und weil der Lehrerberuf so unattraktiv ist. Das ist nicht der Fall; das will ich hier ausdrücklich noch einmal zurückweisen.

(Beifall bei der LINKEN)

Es macht überhaupt keinen Sinn, dass wir an der MLU in allen zentralen Fächern - das ist gefährlich, weil ich sage, zentrale Fächer und andere; natürlich sind alle Fächer wichtig  , in allen drei Kernfächern, in allen drei Naturwissenschaften, in allen drei Sozialwissenschaften seit Jahr und Tag Zulassungsbeschränkungen haben, und zwar weil wir Leute davon fernhalten wollen, weil die Studienplätze dafür nicht ausreichen, und nicht, weil die Bewerber nicht da sind. Wir haben natürlich Bewerbermangel im Lehramt an Sekundarschulen. Da kriegen wir die Leute nicht hin. Deswegen müssen wir damit aufhören. Aber wenn wir an bestimmten Stellen Bewerbermangel haben, dann nicht, weil es insgesamt zu wenig gibt.

Die 400 Bewerber, die wir im letzten Jahr - ich gehe ein bisschen weg - im Lehramt an Grundschulen weggeschickt haben anstelle der 225, die wir aufgenommen haben     Ich frage es jetzt gerade wieder ab. Ich frage es ja immer ab. Es wird wieder bis kurz vor Weihnachten dauern, bis wir das haben. Wir werten das dann wieder aus. Dann werden wir wieder sehen, wie viele Bewerberinnen und Bewerber aufgrund von NCs weggeschickt werden. Das ist eine Frage der Steuerung. Da haben wir noch nicht einmal an den Gymnasien richtig dafür geworben. Das lasse ich mir wirklich nicht mehr ins Stammbuch schreiben, dass wir das alles gar nicht zu machen bräuchten, weil es die Bewerber nicht gibt und weil der Beruf so unattraktiv ist. Das ist nicht der Fall. - Danke.


Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:

Es gibt eine Nachfrage von Frau Dr. Pähle. - Einfach vorn warten. Ich sage es schon. - Frau Dr. Pähle.


Dr. Katja Pähle (SPD):

Vielen Dank. - Sehr geehrter Herr Kollege Lippmann! Wir können auf jeden Fall festhalten, dass wir sehen, dass insbesondere die Studienplätze für das Lehramt an der Grundschule wie auch am Gymnasium nachgefragt werden, wir aber tatsächlich insgesamt feststellen, dass es viel zu wenige Bewerber für die Sekundarschule gibt.

Jetzt die folgende Frage: Wenn wir es denn hinbekommen würden, diese Trennung in die unterschiedlichen Schulformen aufzuheben und einfach den angehenden Chemielehrer Chemielehrer studieren zu lassen, egal in welcher Schulform, hätten wir doch quasi einen Teil Ihrer Forderung dadurch schon erfüllt, dass wir die Bewerber insgesamt verteilen könnten und mehr studieren könnten. Das könnte uns doch an dieser Stelle schon helfen. Richtig?


Thomas Lippmann (DIE LINKE):

Ja, das steht ja auch in unserem Vorschlag. Das ist auch das, was inzwischen sehr progressiv und auch ohne jede Probleme an der MLU in der Lehrerausbildung diskutiert wird. Denn - das ist inzwischen längst angekommen - die wissen, dass das wirklich fast von einem Studienjahr aufs nächste problemlos umsetzbar ist, weil sich auch die Inhalte - das wissen alle schon längst - sich überhaupt nicht wirklich unterscheiden. Sie warten nur auf das politische Signal; denn von alleine machen sie es nicht. Auch da sind wir in einem Kontext. Da ist die Entwicklung noch nicht so weit fortgeschritten wie bei der A 13 für die Grundschullehrkräfte. Aber sie ist fortgeschritten. Es gibt mindestens eine Handvoll Länder, die zu einer wie auch immer gearteten vereinheitlichten - die heißen auch immer ein bisschen anders - Ausbildung vorangeschritten sind. Auch dieser Prozess geht weiter, weil alle mit dem Problem nicht zurechtkommen, für diese Schulformen in ihrem Schulsystem extra Lehrkräfte auszubilden.

Im Übrigen sehen wir auch, dass wir eben bei der Lehrerbesetzung an den IGS und an den Gemeinschaftsschulen zwar auch mehr Probleme haben, auch sehr große Probleme verglichen mit den Gymnasien, aber eben nicht so große wie an den Sekundarschulen. Es gibt auch ganz klare Signale, sich hier endlich vernünftig zu verhalten.