Kerstin Eisenreich (DIE LINKE):

Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Ja, die Weidetierhaltung und natürlich insbesondere die prekäre wirtschaftliche Situation der Halterinnen und Halter beschäftigen uns Abgeordnete in Sachsen-Anhalt schon seit vielen Jahren. Anträge zur Einführung einer Weidetierprämie in Sachsen-Anhalt   daran darf ich erinnern   gab es schon in der sechsten und auch in der siebenten Legislaturperiode. Frau Pasbrig hat gerade darauf hingewiesen: Seit Februar dieses Jahres liegen einige Lösungsvorschläge zur Verbesserung der Situation der Weidetierhalterinnen im Ausschuss für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten.

Ja, aber irgendwie kommen wir nicht so richtig zu Potte. Das führt nun wiederum dazu, dass der Schafbestand im Land weiter zurückgegangen ist und der vorläufige Tiefpunkt mit ca. 57 800 Tieren erreicht wurde.

Thüringen, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Sachsen haben inzwischen eine Weidetierprämie eingeführt. Wir haben es irgendwie nicht hinbekommen, und selbst die Anträge zum Haushaltsplan, zumindest für 2022 diesen Schritt zu gehen, anstatt sich nur auf die künftigen GAP-Regelungen zu verlassen, hatten leider keinen Erfolg. Allerdings, das muss man dazu sagen, sie wären eben ein deutliches Zeichen der Wertschätzung für die Schafhalter*innen gewesen.

(Zustimmung von Eva von Angern, DIE LINKE, und von Stefan Gebhardt, DIE LINKE)

Klar scheint doch allen sein, wie wertvoll und unverzichtbar die Arbeit der Weidetierhalter*innen. Das betonen eigentlich auch alle in der Debatte immer wieder. Die Bedeutung für Gesellschaft und Umwelt ist enorm: Kulturlandschaften pflegen, Landschaftspflege betreiben, Grünlanderhalt, Artenvielfalt und Klimaschutz betreiben, invasive Arten bekämpfen, Hochwasserschutz leisten und natürlich auch einen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung leisten, um nur die wichtigsten Punkte der Tätigkeit zu nennen.

Ja, für das Einstellen des Betriebs sorgen zahlreiche Herausforderungen. Die wiederkehrende Dürre macht ihnen zu schaffen, fehlendes Futter, der Wolf, komplizierte Förderverfahren, aber eben auch zu wenig Fachkräfte, die die Betriebe bzw. Herden übernehmen.

Ich war in der vergangenen Woche bei der Zeugnisübergabe an die Absolventen der grünen Berufe in der Betriebsberufsschule des Saalekreises in Halle. Leider gibt es inzwischen seit Jahren kaum noch Auszubildende im Beruf „Tierwirtin, Tierwirt - Schäferei“. Dafür gibt es viele Gründe. Es ist im Grunde ein 7/24-Stundenjob und es gibt kaum Wochenenden. Man ist das ganze Jahr unterwegs, was sicherlich für viele junge Menschen nicht attraktiv ist. Man muss aber natürlich auch sagen: Schafhaltende Betriebe sind häufig Einpersonenbetriebe. So die Ausbildung zu garantieren ist eine erhebliche Kraftanstrengung in der Betreuung von Auszubildenden. Wenn dann Auszubildende ihre Ausbildung doch beenden, ist es immer noch schwierig, sie im Betrieb zu halten. Deshalb ist unser Vorschlag im Änderungsantrag, die Notwendigkeit zu unterstreichen, Auszubildende und auch die Ausbildungsbetriebe viel stärker zu unterstützen. Vielleicht kann man auch einmal eine entsprechende Initiative starten und vielleicht eine Imagekampagne damit verbinden. - Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN)