Hendrik Lange (DIE LINKE):

Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Traum der AfD, dass bei der Mobilität alles so bleiben kann, wie es ist, ist genau das, ein Traum. Nun also E-Fuels. Natürlich ist es reizvoll, klimaneutral erzeugte elektrische Energie in Kraftstoffe zu umzuwandeln, die die Eigenschaften von Diesel und Benzin haben. Die kann man dann in den Tank kippen wie heute und - tata! - der deutsche Diesel ist gerettet. Diese Diskussion blendet jedoch aus, dass die Herstellung synthetischer Kraftstoffe eine sehr geringe Energieeffizienz hat.

Wasser muss aufgereinigt werden. Zur Wasserverfügbarkeit debattieren wir nachher noch. Es muss durch Elektrolyse gespalten werden. Dann muss durch ein kompliziertes energiereiches Syntheseverfahren der gewonnene Wasserstoff mit dem reaktionsträgen CO2 zu Kraftstoff umgewandelt werden. Die Energieeffizienz liegt bei 15 % maximal.

Meine Damen und Herren! Die derzeitige Krise durch den verbrecherischen Angriffskriegs Russlands zeigt uns, wie sehr wir auf Energieverfügbarkeit angewiesen sind. Sie zeigt uns auf, wie verheerend uns die in den Merkel-Jahren verschleppte Energiewende jetzt wie ein Bumerang trifft.

Selbst wenn wir die Klimaneutralität schaffen, werden wir nicht die Ressourcen haben, um beim motorisierten Individualverkehr alles zu belassen, wie es ist. Darum brauchen wir eine echte Mobilitätswende. Statt von E-Fuels zu träumen, müssen wir endlich die Antriebswende hin zum batteriebetriebenen Elektromotor schaffen. Dieser hat einen Wirkungsgrad von 80 %. Das brauchen wir, wenn Energie knapp ist. Interessant ist auch, dass die Batterien von E-Fahrzeugen zukünftig Energiespeicher in einem Smart Grid werden.

Meine Damen und Herren! Dann macht die AfD einen interessanten Versuch und will die CO2-Entstehung im Herstellungsprozess betrachten. Das kann man natürlich tun, rettet aber nicht den Verbrenner; denn die einzige Konsequenz aus dieser Ressourcenbetrachtung ist, dass wir die Mobilitätswende brauchen, weil wir gar nicht mehr die Ressourcen haben, um den Autoverkehr so aufrechtzuerhalten, wie er jetzt ist. Wir brauchen Mobilität statt abgestelltem Blech auf den Straßen, das dann noch die Straßen verstopft. Wir brauchen einen gut ausgebauten, bezahlbaren ÖPNV und kluge Verzahnungen von Rad- und Fußverkehr mit Carsharing und ÖPNV. Die energieintensiven E-Fuels sollten wir uns dafür aufheben, wo sie wirklich gebraucht werden, beim Flugverkehr und beim Transport per Schiff. Den Diesel retten die E-Fuels nicht. Wir aus der Politik sollten nicht für Verwirrung à la Technologieoffenheit sorgen, sondern wir sollten klar entscheiden, wohin die Reise geht. - Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN)