Eva Feußner (Ministerin für Bildung):

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich will es, weil es der letzte Tagesordnungspunkt ist, kurz machen.

(Unruhe)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Ja, und bitte auch in der CDU-Fraktion etwas Ruhe.


Eva Feußner (Ministerin für Bildung):

Mit dem Themenfeld Interkulturalität und Antidiskriminierung hat sich der Ausschuss für Bildung am 6. Mai 2022 basierend auf einem Selbstbefassungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN befasst. Das Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung, die Landeszentrale für politische Bildung und das Landesnetzwerk Migrantenorganisation Sachsen-Anhalt wurden angehört. Die im Antrag formulierten Forderungen bezüglich der Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte, der Elternarbeit, der Kooperation zwischen allen Akteuren - Lisa, Landesschulamt, Lamsa, Universitäten - standen im Mittelpunkt des Fachgesprächs. Der Selbstbefassungsantrag wurde nach einer ausführlichen Diskussion im Bildungsausschuss für erledigt erklärt. Deshalb wundert es mich sehr, dass wir heute in ähnlicher Weise über diesen Antrag im Plenum diskutieren.

(Zustimmung bei der CDU)

Das Lisa bietet auf der Grundlage des § 30a des Schulgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt Lehrkräften ein wirklich umfangreiches Fort- und Weiterbildungsprogramm an, um das für die Berufsausübung erforderliche Wissen und Können zu vertiefen und auch zu aktualisieren.

Mit Blick auf den demografischen Wandel und die Zunahme gesamtgesellschaftlicher Diversität in Sachsen-Anhalt werden unter anderem im Bereich der Fort- und Weiterbildung vonseiten des Lisa zu Themen wie Rassismus, Mobbing, Diskriminierung sowie interkultureller Bildung entsprechend dem Bedarf bzw. den bildungspolitischen Notwendigkeiten ganz unterschiedliche Fortbildungsangebote generiert. Diese Themenkreise werden ebenso in Weiterbildungen aufgegriffen und zum Bestandteil der Erweiterung der beruflichen Handlungsfähigkeit.

In den letzten fünf Schuljahren und im aktuellen Schuljahr hat das Lisa   man höre und staune   ca. 450 Fortbildungsveranstaltungen zu den angefragten Themenbereichen angeboten. Diese sind ihrer Natur nach übergreifend angelegt und grenzen sich zumeist zu Angeboten zum Thema Antirassismus, interkultureller- und postkolonialer historischer Bildung nicht streng ab.

In der Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wurden alle Fortbildungen ganz konkret benannt. Das Lisa muss zu allen Unterrichtsfächern und fächerübergreifenden Themen sowie darüber hinaus Fortbildungen konzipieren und auch durchführen. Vor diesem Hintergrund ist der Anteil an Fortbildungsangeboten in Höhe von 2 % am Gesamtangebot nicht zu beanstanden. Im Übrigen ist Masse nicht gleich Klasse.

(Zustimmung bei der CDU)

Allein aus dem Titel einer Fortbildung eine inhaltlich-fachliche Bewertung vorzunehmen und somit ein Qualitätssiegel zu vergeben, ist weder sachgerecht noch professionell. Auch wenn nur 4 % der Lehrkräfte pro Jahr entsprechende Fortbildungen besuchen, kann man noch lange keine Schlussfolgerungen über die interkulturelle und antirassistische Kompetenz unserer Schulen ableiten.

(Zuruf von der AfD: Jawohl!)

Inhaltliche Aussagen aus bloßen Prozentrechnungen zu generieren, ist aus meiner Sicht sehr gefährlich.

(Zustimmung von Frank Bommersbach, CDU)

Das erwähnte Fachgespräch im Bildungsausschuss hat die Behauptung, es gebe zu wenig Angebote und Nachfragen, aus meiner Sicht eindeutig entkräftet. Dass die hier in Rede stehende Thematik bereits Bestandteil der Lehrerbildung ist, hat die Antwort der Landesregierung auf die erwähnte Kleine Anfrage hinreichend belegt. Aber wie es scheint, besteht weiterhin Beratungsbedarf. Das Ministerium für Bildung ist immer gern bereit, offengebliebene Sachverhalte im Bildungsausschuss zu erörtern. - Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und der SPD)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Vielen Dank, Frau Ministerin Feußner. - Frau Sziborra-Seidlitz steht dort für eine Intervention.


Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE):

Genau. - Vielen Dank, Frau Feußner. Selbstverständlich hätte ich in meiner Rede noch einmal die Fachberatung im Ausschuss erwähnen können. Es ist tatsächlich so, dass sich für uns an dieser Stelle nicht zusätzlicher Beratungsbedarf, sondern Handlungsbedarf ergeben hat. Deshalb wurde jetzt ein Antrag und nicht ein erneuter Antrag auf Selbstbefassung gestellt.

(Beifall bei den GRÜNEN)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Frau Feußner?


Eva Feußner (Ministerin für Bildung):

Wir als Koalitionsfraktionen haben den Handlungsbedarf nicht gesehen. Deshalb haben wir den Antrag für erledigt erklärt. Wir können das gern im Bildungsausschuss noch einmal vertiefen. - Vielen Dank.

(Zustimmung bei der CDU)