Konstantin Pott (FDP):

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Es heißt: Die Familie muss zusammenhalten; Schwächen, Krisen und auch Krankheiten werden hier abgefedert. Das ist gut so und bietet Halt für alle Familienmitglieder.

Im alltäglichen Leben zwischen Arbeit, Kindern, Hobbys und Freunden kann diese Mehrbelastung oft nur zeitlich begrenzt mitgetragen werden. Sollte die Beanspruchung jedoch länger anhalten, geht das oft über die Belastungsgrenze des Angehörigen hinaus und wirkt sich auch auf das Leben des Einzelnen aus. Diese Folgen können die Schule, den Job, die Freizeit oder auch das eigene Wohlbefinden betreffen.

Pflegende Kinder und Jugendliche werden entweder bereits in diese Situation hineingeboren oder gewöhnen sich schleichend an ihre neue Verantwortung. Oft kennen sie es nicht anders. Sie wissen lediglich, dass es den Gleichaltrigen nicht so geht. Verschiedene Faktoren führen dazu, dass die Situation des jungen Menschen nicht bekannt ist oder, wenn doch, der wissende Erwachsene von Hilflosigkeit geprägt ist.


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Herr Pott, einen Augenblick, bitte. Das geht nicht, was Sie hier vorn gerade treiben. Ich bitte darum, dass Sie sich aus dem Plenum entfernen, jedenfalls aus den Reihen der Abgeordneten. - Herr Pott, bitte.


Konstantin Pott (FDP):

Vielen Dank. - Genauso wie der geläufige Satz „Die Familie muss zusammenhalten“ stößt auch die Aufforderung „Wenn es dir nicht gut geht, suche dir Hilfe!“ auf allgemeinen Konsens. Deswegen müssen wir uns auch darüber unterhalten, wo es die Hilfe gibt.

Es wird vermutet, dass ca. 1,5 % der unter 18-jährigen Kinder und Jugendlichen in Deutschland mindestens einen Angehörigen pflegen. In einer umfassenden Studie des Vereinigten Königreichs wurde festgestellt, dass sich eine derartige Situation massiv auf die mentale Gesundheit auswirkt.

Bereits bei unserer Bestandsaufnahme im Januar mussten wir festhalten, dass die Hilfsangebote für psychische Belastungssituationen nicht ausreichen. Was wir nun brauchen, ist, dass Hilfsangebote ausgebaut werden, die Kinder und Jugendliche in psychischen Belastungsangeboten unterstützen.

Gleichzeitig wird es wichtig sein, dass die Beratungsangebote noch unbürokratischer und niedrigschwelliger werden, damit die Hilfe auch wirklich bei den Betroffenen ankommt. Die Kinder und Jugendlichen müssen von diesen Angeboten erfahren, um sie auch wahrnehmen zu können. Diesen Prozess wollen wir weiter begleiten. Deshalb bitte ich um Zustimmung zu unserem Alternativantrag. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der FDP)