Andreas Silbersack (FDP):

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ein Ausspielen von Handwerk und akademischem Beruf bringt sicherlich gar nichts. Fakt ist aber eben auch: Wer Jahr für Jahr die Meisterfeiern bei der Handwerkskammer Halle oder Magdeburg besucht, der stellt fest, es werden nicht mehr, die den Meister ablegen, sondern es werden weniger, und das seit vielen Jahren. Deshalb ist es wichtig, dass man sich dem Thema der Nachwuchsgewinnung im Handwerk widmet und schaut   es wurde gerade schon gesagt  , dass man diejenigen, die vielleicht noch keinen Abschluss haben und in der Orientierung sind, aufgreift und versucht, sie in Richtung Handwerk zu führen. Das ist ganz wesentlich.

Wir als Freie Demokraten haben dafür unter anderem vorgeschlagen, Talentschulen im Land Sachsen-Anhalt zu entwickeln, so wie das in NRW stattfindet, in denen eine fachspezifische Thematik mit entsprechenden Unterstützungen verortet werden kann und die soziale Herkunft überhaupt keine Rolle für die Bildungschancen spielen soll. Das ist eine Möglichkeit von sicherlich vielen.

Des Weiteren wäre es sicher möglich, dass man einmal darüber nachdenkt, inwieweit die Bildungsträger unterstützt werden, auch durch Handwerksbetriebe, die den jungen Menschen vor Ort Orientierung geben können. Die Praxisnähe macht dabei auf jeden Fall sehr viel Spaß.

Was aber von elementarer Bedeutung für junge Menschen ist, einen Beruf zu ergreifen, ist die Frage der Wertschätzung dieses Berufs in der Gesellschaft. Dazu muss man ganz klar sagen: Wenn man sich einmal die letzten 25 Jahre anschaut   das betrifft natürlich nicht nur Sachsen-Anhalt  , so stellt man fest, dass der Handwerker mit dem, was er gebracht hat, am Ende der Fahnenstange stand.

Das ist heute sicherlich nicht mehr so. Aber wenn ich mir überlege, wie es mit Sozialversicherungspflicht, Rentenversicherung und gegenüber Generalauftragnehmern gewesen ist, so hat dies die Attraktivität für junge Menschen, diesen Beruf zu ergreifen, nicht erhöht. Deshalb ist es, denke ich, wichtig   wir haben das in anderen Bereichen auch  , dass die Diskussion darüber, was aus dem Handwerk wird, welche Zukunft es hat, wie die gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung des Handwerks ist, tatsächlich stattfindet.

Insofern ist es wichtig, dass wir in der Politik klare Anzeichen in Richtung der jungen Menschen geben, dass das Handwerk goldenen Boden hat, eine Wertschätzung erfährt und man sich dafür nicht verstecken muss, meine Damen und Herren.

(Zustimmung bei der FDP)

Jeder merkt es im Augenblick wahrscheinlich zu Hause, wenn er einen Handwerker bestellt bzw. versucht zu bestellen: Sie sind rar und man bekommt kaum einen. Wenn es uns gelingt, im Land Sachsen-Anhalt tatsächlich zu sagen, es lohnt sich, Unternehmer in diesem Bereich zu werden, Handwerker zu werden, einen Betrieb zu gründen   und das beginnt in der Schule, in unserem Bildungswesen  , dann werden wir diesbezüglich auch eine bessere Zahl an Absolventen bei den Meisterfeiern der Handwerkskammern in Halle oder Magdeburg finden. Das ist unsere Aufgabe, und dort sollten wir sehr viel Kraft hineinlegen. - Vielen Dank, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP)