Thomas Lippmann (DIE LINKE):

Vielen Dank. - Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Dass der Fachkräftemangel allerorten ein wichtiges Thema ist, wird wohl hier im Hause und auch außerhalb niemand bestreiten, und dass er im Handwerk besteht, wohl auch nicht, nur: Er besteht halt nicht nur im Handwerk, sondern er besteht auch in vielen anderen wichtigen Bereichen. Ich beginne einmal mit den Ärzten und komme danach zu den Lehrern und vielen anderen. Im öffentlichen Dienst haben wir große Probleme, Fachkräfte zu gewinnen.

Das liegt natürlich an unseren geringen Geburtenraten. Ich darf daran erinnern, dass wir deutschlandweit, auch innerhalb der östlichen Bundesländer, die niedrigste Geburtenrate haben, auch die niedrigste Erholung nach dem Tiefpunkt Mitte der 1090er-Jahre. Die Geburtenzahlen sinken im Moment auch schon wieder leicht, aber sie brechen noch nicht wieder ein.

Wir haben einfach zu wenige junge Leute; das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite schaffen wir es im Schulsystem nach wie vor nicht   wir haben dort die schlechtesten Ergebnisse  , die bundesweit vergleichbar geringste Anzahl von Schülerinnen und Schülern und damit auch die vergleichbar geringste Anzahl von Absolventinnen und Absolventen unserer Schulen in einem höheren Maße zu guten schulischen Abschlüssen zu bringen, um überhaupt erst einmal die Bewerberlage insgesamt für alle Berufe und damit natürlich auch für das Handwerk zu verbessern.

Es ist dem Land natürlich nicht möglich, sich in dieser Situation, in der es natürlich auch sehr viel Konkurrenz untereinander gibt und das Land selbst auch ein Konkurrent auf dem Bewerber- bzw. Einstellungsmarkt ist, einseitig mit viel Kraft, Manpower und Finanzen sozusagen auf eine Seite zu schlagen.

Alles, was in dem Antrag steht, kann man mehr oder weniger tun, nur eben nicht mit der Power des Landes. Es wird auch schon getan. Die Vorredner haben völlig zu Recht sehr viel aufgezählt, was dort passiert. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Natürlich lohnt sich immer wieder eine Debatte mit den Kammern und auch mit den Ministerien, was man dort verbessern könnte. Aber an einem können wir nichts ändern: Das Tischtuch wird nicht dadurch größer, dass wir an den Ecken ziehen.

Abschließend noch einmal der Hinweis, woher immer wieder die Weisheit mit dem Akademikerwahn in Sachsen-Anhalt kommt. Ich nutze die Gelegenheit gern, in dieser Runde darauf hinzuweisen, dass wir in Sachsen-Anhalt bundesweit und schon lange die geringste Anzahl von Schülerinnen und Schülern haben, die unsere Schulen mit einer Hochschulzugangsberechtigung verlassen.

Von einem Akademikerwahn kann überhaupt keine Rede sein, sondern wir haben einfach zu wenige Leute. Um diese streiten wir uns auch ein Stück weit. Das wird nur dann besser, wenn wir die hohe Anzahl derer   es sind in jedem Jahr ca. 2 000 bis 2 500  , die die Schulen ohne oder mit einem schlechten Abschluss verlassen, besser zu einer Berufsausbildungsreife führen. Dann stehen sie dem Handwerk besser zur Verfügung, als es heute der Fall ist. - Wir sehen keinen Beratungsbedarf zu diesem Antrag, werden also auch einer Überweisung nicht zustimmen.

(Beifall bei der LINKEN, bei der SPD und von Olaf Meister, GRÜNE)