Thomas Keindorf (CDU):

Vielen Dank, Herr Präsident.- Meine sehr verehrten Kollegen! Der Antrag der AfD-Fraktion greift ein wichtiges Thema auf. Deshalb war ich sehr gespannt auf den Antrag und habe ihn aufmerksam gelesen - mit dem Fazit, dass sich nach dem Lesen eine gewisse Enttäuschung breitgemacht hat, und mit der Erkenntnis, dass es eben nicht nur im Handwerk einen Fachkräftemangel gibt.

(Zustimmung und Lachen bei der CDU, bei der SPD und bei den GRÜNEN - Oliver Kirchner, AfD: Auch in der Handwerkskammer!)

Schon in der Begründung findet man Sätze, die eins zu eins von der Internetseite der Handwerkskammer Magdeburg übernommen wurden. Auch der Titel „Landesweites Pilotprojekt“ birgt für mich eine gewisse Widersprüchlichkeit.

(Zustimmung bei den GRÜNEN - Lachen)

Entweder mache ich ein Pilotprojekt oder ich mache etwas für das ganze Land.

Ich möchte auf einzelne Punkte eingehen. Man soll sich auf Mangelberufe konzentrieren. Mittlerweile herrscht in allen Berufszweigen des Handwerks ein Mangel. Deswegen sollte man sich auf den gesamten Berufszweig Handwerk konzentrieren.

(Zuruf von der AfD: Die Zeit habt ihr gehabt dafür!)

Zum Thema soziale Medien. Ich nenne nur stichpunktartig www.lehrstellen-radar.de, „team.azubi“ bei Instagram sowie www.handwerk.de. All das sind Adressen zu Seiten, bei denen man einmal reinschauen und sich einlesen kann.

Wir haben auch im Landtag schon verschiedene Dinge bezüglich dieses Problems unternommen. Ich nenne die Beschlüsse zu einer Berufsorientierung an allen Schulformen. Es gab auch den Beschluss, berufsbildende Schulen als Partner der dualen Ausbildung weiterzuentwickeln. Die Praxislerntage wurden soeben genannt. Wir haben die geförderten Schülerpraktika eingeführt. Dazu eine Zahl allein im Kammerbezirk Halle. 393 Firmen haben insgesamt 612 Praktikumswochen zur Verfügung gestellt mit dem Ergebnis, dass daraus 56 Ausbildungsverträge hervorgegangen sind, 41 davon im Praktikumsbetrieb. Ich denke, das ist ein Erfolgsmodell, das wir weiterführen müssten. Das Azubiticket wurde auch bereits genannt. Mittlerweile gibt es round about 7 000 Azubitickets im Land.

Das von Ihnen genannte Programm „Handwerk4You“ ist eine Aktion der Handwerkskammer Magdeburg im Norden Sachsen-Anhalts. Bei uns im Süden heißt es „Hände hoch fürs Handwerk“. Wir haben für den 12. Mai im Raum Bernburg wieder dazu eingeladen. Der eine oder andere Abgeordnete hat auch bereits seine Zusage erteilt. Ich kann Sie nur bitten, daran teilzunehmen und sich ein Bild über das Handwerk zu machen.

Als Chance möchte ich auch die größte Berufsbildungsmesse des Landes Sachsen-Anhalt nennen, die am 1. April nach zwei Jahren Coronapandemie erstmals wieder stattfinden konnte. Auf dieser gab es auch einen großen Stand des Handwerks. Ich möchte die Möglichkeit nutzen, mich bei unserem Ministerpräsidenten zu bedanken, der wie immer die Schirmherrschaft für diese Veranstaltung übernommen hat und sie eröffnet hat.

(Zustimmung bei der CDU und bei den GRÜNEN)

Der Antrag der AfD-Fraktion liefert aber auch interessante Aspekte. Ich möchte den Aspekt der Jugendberufsagenturen nennen, deren Arbeit und Ergebnisse man wirklich einmal hinterfragen sollte. Ich möchte auch das Stichwort „Ausbildungsprämie“ aufgreifen. Ich würde es vielleicht als „Ausbildungskostenausgleich“ bezeichnen. Auch darüber lohnt es sich, im Ausschuss einmal entsprechend zu diskutieren.

Leider ist es den Koalitionsfraktionen nicht gelungen, gemeinsam einen Alternativantrag zu erstellen, weil auch meine Fraktion sagt: Die Bekämpfung des Fachkräftemangels im Handwerk umfasst mehr als nur Berufsorientierung. Wir brauchen eine gesamtgesellschaftliche Diskussion über die    


Vizepräsident Wulf Gallert:

Ja, Herr Keindorf, die müssen Sie aber jetzt an dieser Stelle beenden. Denn Sie haben Ihre Redezeit schon deutlich überschritten. Ein letzter Satz.


Thomas Keindorf (CDU):

Noch drei Sätze.


Vizepräsident Wulf Gallert:

Nein, noch einen Satz, Herr Keindorf.


Thomas Keindorf (CDU):

Noch einen Satz, okay.

(Lachen bei der CDU - Zuruf von der CDU)

Vielleicht stellt mir ja anschließend jemand noch eine Frage.

(Lachen bei der CDU - Siegfried Borgwardt, CDU: „Ein Satz“ war schlecht!)

Wir brauchen unbedingt eine positive Diskussionskultur in diesem Land über die Unternehmer. Die KMU in Sachsen-Anhalt sind keine Kapitalisten, es sind keine Ausbeuter.


Vizepräsident Wulf Gallert:

Okay, Herr Keindorf. Das waren schon anderthalb Sätze und ein Einführungssatz. Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU, bei der SPD und von Olaf Meister, GRÜNE)

Damit sind Sie weit über das Ende Ihrer Redezeit gekommen, so will ich es einmal sagen. Aber Sie haben tatsächlich eine Chance; denn Herr Lieschke stellt Ihnen jetzt eine Frage. Wollen Sie sie beantworten?


Thomas Keindorf (CDU):

Ja, ich versuche es.


Vizepräsident Wulf Gallert:

Offensichtlich. - Dann können Sie sie stellen, Herr Lieschke. Sie denken daran: Dreiminutendebatte, also eine Minute.


Matthias Lieschke (AfD):

Ja. - Es ist grundlegend sehr schön, dass Sie den Antrag zumindest aufnehmen und sagen: Okay, es ist ein wichtiges Thema. Aber bezeichnend ist natürlich, dass Sie es als Koalition nicht geschafft haben, einen Änderungsantrag zu stellen. Das zeigt, dass die AfD auf dem richtigen Weg ist.

(Siegfried Borgwardt, CDU: Quatsch!)

Sie sind für eine Überweisung. Ich sehe es im Ausschuss für Wirtschaft als federführendem Ausschuss. Nun würde mich interessieren   das haben Sie nicht gesagt  , wo Sie es sehen. Ich habe mich nämlich gewundert, dass Frau Grimm-Benne spricht, Richtung Soziales. Das zeigt natürlich, wo die Kompetenz jetzt sein muss.

(Dr. Katja Pähle, SPD: Arbeit! - Weitere Zurufe von der SPD)

Frau Grimm-Benne hat gesprochen. Dazu würde mich interessieren: Wo gehört dieser Antrag hin, in welchen Ausschuss federführend?

(Zuruf: Arbeit!)

Für mich in den Wirtschaftsausschuss, aber was sagen Sie dazu? - Danke schön.


Vizepräsident Wulf Gallert:

Sie haben das Wort.


Thomas Keindorf (CDU):

Vielen Dank, Herr Lieschke, für die Frage. Sie wirft in der Tat ein wichtiges Problem auf. Auch in unserer Fraktion wurde darüber diskutiert.

(Jörg Bernstein, FDP: Aha!)

Ihr Antrag trägt die Überschrift „Berufsorientierung“, deshalb hat die Ministerin Frau Grimm-Benne dazu gesprochen. Wenn Sie einen Antrag zur Optimierung des Berufsschulnetzes gestellt hätten, dann hätte Frau Feußner dazu gesprochen. Hätten Sie einen Antrag zur Qualität der Ausbildung der Berufsschullehrer gestellt, hätte Herr Willingmann dazu gesprochen. Wäre etwas über das Azubi-Ticket in Ihrem Antrag enthalten gewesen, hätte sich Frau Hüskens dazu gemeldet.

(Heiterkeit bei der CDU und bei den GRÜNEN)

Wäre das Thema allerdings „Meistergründungsprämie“ oder „Praktikumsprämie“ gewesen, hätten wir mit Minister Schulze dazu debattiert. Aber genau das, meine Damen und Herren, stellt auch das Dilemma der beruflichen Bildung dar. Dabei sind wir ein wenig neidisch auf die akademische Bildung. Dort gibt es einen Ansprechpartner, ein Ministerium; bei uns ist es ein Strauß von Ministerien. Sie kennen vielleicht das alte Sprichwort mit den Köchen und dem Brei; das möchte ich hier aber nicht zitieren.

Wir als Berufsausbilder würden uns jedoch wünschen, dass es hier eine bessere Koordination all dieser Maßnahmen gäbe. Sie sind sicherlich alle gut gemeint und vielleicht zum Teil auch gut gemacht, aber wenn sie untereinander besser organisiert und koordiniert wären, würde es der Sache sicher mehr helfen. Wir   das ist in den Fraktionsspitzen so abgesprochen   überweisen in den Ausschuss für Wirtschaft federführend und mitberatend in den Ausschuss für Arbeit und Soziales. - Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU)