Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE): 

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Für meine Kinder ist ein freies Europa, ist eine starke EU selbstverständlich: offene Grenzen, eine gemeinsame Währung, europaweite Möglichkeiten zu leben, zu wohnen, zu arbeiten, zu bezahlen. Anders kennen es die jungen Generationen nicht. Und das ist gut so. Das ist ganz wunderbar im Sinne eines dauerhaften Friedens in Europa, eines Friedens, der mit dem Angriffskrieg Russlands plötzlich nicht mehr so selbstverständlich ist, wie er lange war. Umso wichtiger ist es, europäische Verständigung zu stärken. Das funktioniert hervorragend über Auslandserfahrungen im jungen Alter, über Austauschprogramme. Die Europaschulen sind dafür Leuchttürme im Land, die es natürlich gilt, zu unterstützen und zu stärken. 

Dem Antrag ist sonst ehrlich gesagt nicht viel hinzuzufügen. Der Anlass, die Europawahl mit dem drohenden Erstarken EU-feindlicher Parteien, liegt auf der Hand. Europäische Verbindungen zu knüpfen, ist wichtig wie nie. Und klar: Das beginnt an den Schulen. Das beginnt bei der jungen Generation. Natürlich stehen die Austauschprogramme wie „Erasmus+“ im Zeichen europäischer Einigung. Für die einzelne Schülerin, den einzelnen Schüler stellen sie aber auch biografisch wertvolle Erfahrungen dar und können gerade auch denjenigen Jugendlichen neue Horizonte eröffnen, denen diese zu Hause verschlossen bleiben. Reisen ins Ausland sind längst nicht für alle Familien der Standardurlaub. 

Mit fremden Sprachen, fremden Kulturen und neuen Landschaften in Kontakt zu kommen, gehört nicht für alle Kinder in unserem Land zum Sommerprogramm. Umso wichtiger ist es, dass wir die Austauschprogramme im Land ohne ökonomische Hürden errichten, dass Schulen bei ihren Planungen auf sozialverträgliche Kosten achten, dass die Schulen über die Möglichkeiten wie das Auslandsschüler-Bafög informieren, dass der Schüleraustausch auch für Familien offensteht, die aufgrund eigener beengter Wohnverhältnisse vielleicht nicht im Gegenzug Gastschülerinnen aufnehmen können. 

Zu diesem inklusiven Ansatz gehört auch: Wir müssen auch an Förderschulen und an Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen denken.

(Zuruf: Was?)

Barrierefreie Austauschprogramme sind dafür zentral.

(Zustimmung bei den GRÜNEN)

Die Austauschprogramme entfalten dann ihre Wirkung, wenn eben nicht nur Gymnasialschüler aus gut betuchtem Elternhaus auf Reisen gehen, sondern wirklich alle jungen Menschen diese Chance erhalten. 

(Beifall bei den GRÜNEN)

Auch und gerade um dies zu gewährleisten, kann der Einsatz von internationalen Koordinatorinnen und Koordinatoren an beruflichen und allgemeinbildenden Schulen, wie ihn die Linke fordert, sinnvoll sein.

Wenn nämlich die Austauschprogramme so nicht nur nebenbei mitlaufen und von überlasteten Lehrerinnen und Schulen organisiert werden, können dafür dann auch umfassende und eben inklusive Konzepte erarbeitet werden. 

Die Zustimmung zum Antrag versteht sich für alle überzeugten Europäer*innen von selbst. Vielen Dank dafür.