Carsten Borchert (CDU):

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Einbringung der 17. Änderung des Schulgesetzes der Koalitionsfraktionen - ich werde es optimistisch machen und nicht so pessimistisch wie mein Vorredner; denn wenn man ihn hört, denkt man, die Welt geht unter.

(Zustimmung bei der CDU und bei der FDP)

Mit dieser Weltuntergangsstimmung werden wir keine jungen Menschen dazu bekommen, den Beruf des Lehrers oder der Lehrerin zu ergreifen.

(Zustimmung bei der CDU und bei der FDP)

Ich habe nachher noch fünf Minuten Redezeit, mich näher darüber auszulassen. Das ist jetzt nicht meine Aufgabe, aber es liegt mir auf der Zunge: Es gibt Bundesländer, in denen die Linken regieren. Ich habe einmal geguckt, davon steht nichts in deren Programm. Wenn sie das dort ausprobieren und alles funktioniert, dann übernehmen wir das.

(Guido Kosmehl, FDP: Nein!)

- Vielleicht, ein bisschen.

(Lachen bei der CDU und bei der FDP - Zuruf von der CDU)

Aber jetzt zum Thema. Optimistisch, weil es positiv ist - und ich hoffe, dass wir es schnell durchkriegen. Der Bildungsausschuss wird heute Mittag tagen. Herr Stehli hat eingeladen, sodass wir umsetzen können, was wir uns vorgenommen haben.

Am 19. Januar 2023 - dieses Datum ist noch allen in Erinnerung - wurde die Umsetzung eines dualen Modellstudiengangs für das Sekundarlehrschulamt zur Erprobung an der Otto-von-Guericke-Universität als Maßnahme zur Stärkung der Lehramtsausbildung im Land Sachsen-Anhalt festgelegt.

Der Landtag von Sachsen-Anhalt, also wir, hat in der 47. Sitzung zu der Drs. 8/3039 der Landesregierung Unterstützung zur Umsetzung der Maßnahmen zur Sicherung der Unterrichtsversorgung zugesagt. Zu diesen Maßnahmen gehört auch die Erprobung eines praxisorientierten und dualen Lehramtsstudiums. Die Koalitionsfraktionen halten eine Erhöhung bzw. Konzentration der Praxisanteile im Lehramtsstudium für geboten.

Ein solches duales Lehramtsstudium soll mit 30 Studienplätzen zum Wintersemester 2024/2025 an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg eingerichtet werden und beginnen. Dazu legen wir heute die Grundlage.

Welche Erwartungen setzt das Land Sachsen-Anhalt in dieses duale Studienformat? - Wir erwarten, dass Studierende in bewährter Qualität, aber schneller für das Lehramt qualifiziert werden. Wir erwarten, dass durch ein zu zahlendes Entgelt eine neue Zielgruppe als Lehramtsstudierende gewonnen werden kann. Wir erwarten, dass das Land frühzeitig Studierende als künftige Lehrkräfte an Schulen und somit an das Land bindet. Wir erwarten, dass das Lehramt an Sekundarschulen einen Imageaufwuchs erfährt und die Zahl der Interessenten dafür und für den Beruf allgemein steigt. Wir erwarten, dass Studierende zeitiger und in begleiteter Weise Praxiserfahrung in Schulen machen können und dadurch zeitiger erfahren, ob sie für den Beruf geeignet sind oder nicht.

Es wird immer wieder Lehrer geben - das wird es in allen Berufsgruppen geben, meine Damen und Herren -, die unzufrieden sind. Ich suche Ihnen aus jedem Beruf jemanden heraus. Herr Lippmann hat auch eine Grundschullehrerin gefunden. Ich kenne ganz viele, die sehr zufrieden sind und die ihren Beruf auch noch lieben, aber wir reden ja immer nur über die negativen Beispiele.

(Zustimmung von Stefan Ruland, CDU, und bei der FDP)

Die Praxisphasen sollen durch die Dozierenden der ausbildenden Einrichtungen begleitet werden. Damit sollen die Lehrkräfte an den Schulen nicht noch zusätzlich belastet werden. Die Abbrecherquote soll dadurch sinken. Die fachwissenschaftlichen Studienanteile im grundständigen Studium sollen einer Prüfung unterzogen und entsprechend reduziert werden - zugunsten der Entwicklung sogenannter Querschnittskompetenzen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, den wir in Zukunft in allen Ausbildungen für Lehrer in der Praxis umsetzen müssen.

Für die Erprobung des Modellstudiengangs „Duales Lehramtsstudium“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und ggf. weiterer Modellvorhaben im Bereich der Lehrkräfteausbildung ist eine Experimentierklausel notwendig. Diese wird nach § 30 Abs. 5b des Schulgesetzes im Absatz 5c ergänzt. Das ist unsere Aufgabe. Der Absatz schafft Ordnungsermächtigungen für die nähere Ausgestaltung des Modellvorhabens, insbesondere die Zulassungsvoraussetzungen, das Verfahren bei Kapazitätsbeschränkungen, die Ausbildungsprüfung sowie die Abschlüsse.

Der Modellstudiengang soll nach fünf bis sieben Jahren evaluiert werden - ich hoffe, vielleicht schon früher -, um dann entweder aufgegeben oder als Regelstudiengang fortgeführt zu werden. Für die Fortführung ist eine erfolgreiche Akkreditierung notwendig. Zunächst hat die Einführung dieses Studiengangs keine Auswirkung auf die grundständige Lehrerausbildung in Sachsen-Anhalt. Ich hoffe aber, dass es später so wird.

Für eine Bildungspolitik im Sinne der Schüler setzen die Koalitionsfraktionen auf zielgerichtete Maßnahmen zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung. Dazu haben wir heute diese Gesetzesänderung eingebracht, die das Modell eines dualen Lehramtsstudiums für Sekundarschulen rechtlich auf die sicheren Füße stellen wird. Ich bitte schon jetzt um eine breite Zustimmung dazu. - Vielen Dank.


Vizepräsident Wulf Gallert:

Herr Borchert, es gibt eine Frage von Herrn Gebhardt. Wollen Sie diese beantworten?


Carsten Borchert (CDU): 

Natürlich.


Vizepräsident Wulf Gallert:

Dann bitte.


Stefan Gebhardt (Die Linke): 

Vielen Dank, Herr Präsident. - Herr Kollege, eine Frage. Sie haben eben noch einmal erläutert, dass die gesetzliche Anpassung, die in dem Gesetzentwurf beschrieben ist, eigentlich schon seit längerer Zeit feststeht und notwendig ist. Können Sie mir einmal erklären, warum dieser Gesetzentwurf von den Koalitionsfraktionen so spät in den Landtag eingebracht worden ist, sodass hier mit Sondersitzungen parallel zur Landtagssitzung gearbeitet werden muss, damit er im Juni noch beschlossen werden kann? Das ist kein normales Verfahren, das hier gewählt wurde, sondern es ist ein ziemliches Schnellverfahren. Woran liegt das denn? Hat man das einfach verschlafen, vergessen, so wie immer in der Bildungspolitik in Sachsen-Anhalt agiert wird?

(Lachen bei der CDU - Zuruf: Oh!)

Ist das die attraktive Bildungspolitik, die wirklich nach außen strahlen soll, von der Sie eben gesprochen haben?


Vizepräsident Wulf Gallert:

Sie können antworten.


Carsten Borchert (CDU):

Wir haben in der Koalition und mit dem Ministerium sehr intensiv an diesem Gesetzentwurf gearbeitet, sodass er auch praktisch umsetzbar ist. Das dauert seine Zeit.

(Zuruf von Thomas Lippmann, Die Linke)

Das könnte schneller gehen, aber jetzt, wo wir fertig sind, zeigen wir, wie schnell es gehen kann.